« Was die Uhren aus U-Boot-Stahl so besonders macht »
Geht es um funktionale Innovationen, macht der Frankfurter Uhrenschmiede Sinn so schnell niemand etwas vor. Primär für seine Fliegermodelle bekannt, besitzt der Hersteller mit kompromisslosen Taucheruhren eine weitere Spezialität und setzt unter Wasser auf eine Vielzahl einzigartiger Technologien. Von U-Boot-Stahl über TEGIMENT bis zur Ar-Trockenhaltetechnik: Wir erklären die Besonderheiten der deutschen Traditionsmarke und welcher Diver für Sie der richtige ist.
Entwickelt von ThyssenKrupp: Echter U-Boot-Stahl
Egal ob der goldene Glanz einer hauchdünnen Vergoldung oder ein vermeintliches Manufakturwerk mit ETA-Wurzeln: Schaut man in der Uhrenwelt genauer hin, widersprechen manche Dinge ihrem ersten Eindruck und sorgen nicht selten für Enttäuschung. Bei der Sinn U-Kollektion herrscht so ziemlich genau der umgekehrte Fall, denn hier steigt die Begeisterung mit der Tiefe der Betrachtung. So scheinen die Gehäuse der Taucheruhren zunächst aus gewöhnlichem Edelstahl zu bestehen, doch in Wahrheit verbirgt sich hinter dem Material eine Spezialentwicklung ThyssenKrupps, die für die U-Boot-Klasse 212 der Deutschen Marine entwickelt wurde.
Was in den weltweit modernsten nichtnuklearen Unterseebooten zum Einsatz kommt, muss abliefern: Nicht nur der Festigkeitswert von 155% gegenüber dem herkömmlichen Edelstahl 316L, sondern auch die amagnetischen Eigenschaften und eine hohe Salzwasserbeständigkeit heben das Material von den Werkstoffen anderer Diver ab. Gänzlich resistent gegenüber dauerhaftem Seewasserkontakt, müssen Sinn U-Modelle nach dem Gebrauch nicht einmal abgespült werden und punkten außerdem mit einer gesteigerten Rissfestigkeit gegenüber herkömmlichen Stahlsorten. Eine qualitative Differenzierung innerhalb der U-Editionen gibt es nicht; die Gehäuse aller Diver aus der Mainmetropole bestehen ausschließlich aus dem militärischen Werkstoff.
Zertifizierung nach Europäischen Tauchgerätenormen
Robustheit auf diesem Level verdient eine angemessene Bestätigung. Deshalb schickt Sinn seine Taucheruhren zur Überprüfung von Wasserdichtigkeit und Druckfestigkeit nicht in ein beliebiges Labor, sondern zur DNV GL (ehemals Germanische Lloyd) nach Hamburg. Wo normalerweise Atem- und andere Tauchgeräte auf ihre Tauglichkeit hin überprüft werden, etablierte man 2005 ein eigenes Testverfahren für Sinns Zeitanzeiger und mutet den Divern eine fast schon qualvolle Tortur zu – drei Stunden bei minus 30° C und weitere drei Stunden bei 70° C und 95% Luftfeuchtigkeit gehören zum Pflichtprogramm.
Hinsichtlich ihrer maximalen Tauchtiefe können Sinn-U-Uhren in vier Kategorien unterteilt werden: 500 Meter (50 bar), 1.000 Meter (100 bar), 2.000 Meter (200 bar) und eine – kein Scherz – beliebige Tauchtiefe im Falle der Modellreihe UX. Ihr Gehäuse hält unfassbaren 12.000 Metern stand, was die tiefste Stelle der Weltmeere im Marianengraben um einige hundert Meter übertrifft.
Fünf Modelle, fünf Anforderungen: Unsere Sinn-U Favoriten
Aber es bedarf nicht gleich 1.200 bar, um einen richtig guten Diver zu erschaffen. Das beweist die U50 Reihe: Ihre 500 Meter Wasserdichtigkeit mögen im Vergleich zu den vierstelligen Werten der Schwestermodelle vielleicht etwas sparsam klingen, aber gemessen an Schweizer Standards gehören sie definitiv zur High-End-Liga. Nur zum Vergleich: Die Omega Seamaster 300 – ein etablierter Gigant dieser Klasse – bringt es “gerade einmal” auf 300 Meter.
Einen großen Vorteil der U50 gegenüber ihren robusteren Verwandten stellt ihre humane Gehäusegröße von 41 Millimetern dar, gepaart mit der hauseigenen TEGIMENT-Technologie und – wie bei allen U-Modellen – einer verschobenen Krone auf 4 Uhr.
Während TEGIMENT ein spezielles Verfahren zur Oberflächenhärtung des Gehäuses beschreibt und eine extreme Kratzfestigkeit hervorbringt, verhindert die ungewöhnliche Kronenposition ein Eindrücken in den Handrücken. Zwei Innovationen auf einen Schlag also, aber das Repertoire des Frankfurter Herstellers hat noch mehr zu bieten.
So zum Beispiel in der U 212 Serie: Bis 1.000 Meter wasserdicht und 44 Millimeter groß, übertrifft sie die U50 gleich in zwei Dimensionen und fällt in die Rubrik der sogenannten “Einsatzzeitmesser” (EZM) der 1961 gegründeten Marke. Doch der Zweitname EZM 16 soll nicht davon ablenken, dass die U 212 ein maritimer Gigant ohne Kompromisse ist. Ganz im Stile aller ihrer Sinn U-Schwestermodelle, verfügt sie über eine unverlierbare Drehlünette mit Minutenrastung und hat darüber hinaus die Ar-Trockenhaltetechnik zu bieten. Dabei handelt es sich – wie auch bei TEGIMENT – um eine Eigenentwicklung des Herstellers, die ein ganzes Maßnahmenpaket zur völligen Trockenhaltung des Uhrwerks bereithält.
Trockenkapsel, Schutzgasfüllung, diffusionsreduzierende EDR-Dichtungen – Sinn macht da weiter, wo die Taucheruhren vieler Luxusmarken schon lange aufgehört haben. Übrigens: Wer die Größe und Funktionalität der U 212 zum günstigeren Preis ohne Ar-Trockenhaltetechnik erleben will, findet in der 44 Millimeter großen U1 Kollektion eine gute Alternative – 100 bar Druckfestigkeit inklusive.
Größe und Tiefe: Die Superlativen
Falls es hingegen extremer sein darf, ist die U2 das Mittel der Wahl. Drei Besonderheiten heben sie von ihrem “kleinen Bruder” U1 ab: Erstens eine doppelt so hohe Tauchtiefe von 2.000 Metern, zweitens eine gesteigerte Gehäusegröße auf monumentale 47 Millimeter und drittens eine GMT-Funktion. Alle bisher genannten Innovationen umfassend, treibt sie die Professionalität der mechanischen Sinn U-Modelle auf ein Maximum und wird in puncto Tauchtiefe nur noch von der UX übertroffen. Deutlich übertroffen.
Aber nicht nur die 12.000 Meter Wassertiefe, sondern auch die HYDRO-Technik des 44 Millimeter großen Divers macht ihn außergewöhnlich: Dahinter verbirgt sich – wer hätte es gedacht – eine weitere Sinn-Technologie, deren spezielle Entspiegelung unter Wasser für eine reibungslose Ablesbarkeit aus jedem Blickwinkel sorgt. Für Liebhaber mechanischer Uhren wird die UX jedoch kaum eine Option sein: Angetrieben von einem temperaturkompensierten Quarzwerk, weicht sie fundamental von den mechanischen Sellita– bzw. ETA-Kalibern aller bisher genannter Editionen ab. Der Grund: Jedes Automatikwerk würde dem unglaublichen Druck am Boden des Marianengrabens nicht standhalten können.
Eine Besonderheit für sich: Das Preis-Leistungsverhältnis
Unsere Reise durch die Welt der Sinn Taucheruhren mit U neigt sich dem Ende, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit: So reicht das ganze Produktportfolio der Frankfurter Diver deutlich über diese fünf Modelle hinaus. Ihre Besonderheiten – von der verschobenen Krone bis zur HYDRO-Technik – repräsentieren jedoch die einzigartige Innovationskraft des deutschen Unternehmens bei der Fertigung professioneller Diver.
Einen ihrer größten Vorzüge – das Preis-Leistungs-Verhältnis – haben wir aber noch nicht erwähnt: So bewegen sich alle präsentierten Editionen zwischen 1.500 und 3.000 Euro. Wer auf das Prestige einer Omega mitsamt ihrer Manufakturwerke verzichten kann, bekommt dafür eine beispiellose Mischung aus Qualität, Technik und Leistungsfähigkeit.