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Mit dem Wegfall der Baselworld und der steigenden Beliebtheit von markeneigenen Events zur Produktvorstellung wird es schwieriger, Prognosen fürs Uhrenjahr 2021 zu stellen. Dennoch sind bereits spannende Informationen durchgesickert und geben Aufschluss über konkrete Modelle und wichtige Trends. Hier erfahren Sie, welche Neuerungen die Branche in den kommenden zwölf Monaten prägen werden und worauf wir uns besonders freuen.
Das Geheimnis, das keines mehr ist
Die wichtigste Uhrenneuvorstellung des frischen Jahres wird aller Voraussicht nach aus dem Hause Omega stammen. Bereits 2019 tauchten erste Spekulationen über einen baldigen Nachfolger der Speedmaster Moonwatch Professional auf, doch nun scheint sich der Verdacht zu konkretisieren.
So ist aus Fachkreisen zu entnehmen, dass autorisierte Omega-Fachhändler seit einigen Monaten keine Neubestände der aktuellen Moonwatch mehr kaufen dürfen – ein Angebotsrückgang, der sich bereits jetzt in steigenden Preisen auf dem Gebrauchtmarkt niederschlägt. Diese Zeichen deuten auf eine Ablösung der bestehenden Referenz noch im frühen Uhrenjahr 2021 hin.
Noch aufregender ist jedoch die Frage nach den genauen Modifikationen. Als wahrscheinliche Änderung gilt der Austausch des Kalibers 1861 durch das ebenfalls handaufgezogene 3861. Letzteres ist dem bestehenden Antrieb sehr ähnlich, verfügt mit Co-Axial-Hemmung und Master-Chronometer-Zertifizierung jedoch über zwei wesentliche Upgrades und würde die Moonwatch deutlich modernisieren.
Beim Gehäuse erwarten wir aufgrund der bestehenden Vollendung nur wenige bis keine Änderungen, aber die Tachymeter-Lünette wird – ganz im Stile der frühen Speedmaster – vermutlich wieder einen Punkt oberhalb der 90er-Markierung erhalten (“Dot over 90”).
Etwas unwahrscheinlicher, aber durchaus möglich wäre die Einführung gesteppter Zifferblätter, die sich aus historischer Sicht einer besonderen Beliebtheit unter Fans erfreuten.
Breitling und Tag Heuer: Viele Neuerungen im Uhrenjahr 2021
Auch die Konkurrenz aus Grenchen wird im Uhrenjahr 2021 nicht schlafen und hat bereits die Superocean Heritage ’57 Outerknown angekündigt.
Sie ist das dritte Projekt, das aus der Kooperation Breitlings mit Kelly Slaters Surfwear-Marke resultiert und wird den umweltbewussten Trend ihrer Vorgänger mit recycelten Nylonbändern weiterführen. Darüber hinaus erscheint uns die Ausweitung der 2020 lancierten Chronomat B01 42 als sehr realistisch – sie zählte zu den wichtigen Neuheiten des vergangenen Jahres und ist für das Produktportfolio der Marke von historischer Bedeutung.
Zudem könnte uns ein Facelift der Superocean Heritage erwarten: Nachdem die Heritage ’57 in diesem Jahr große Verkaufserfolge feierte und mit dem “Petite Aiguille Watch Prize” des GPHG ausgezeichnet wurde, erscheint die Modernisierung der verbleibenden Heritage Editionen als konsequenter Schachzug. Neue Uhren in der Premier Kollektion und die Entwicklung weiterer Manufakturwerke sind ebenfalls denkbare Schritte im Uhrenjahr 2021.
Grund genug für die LVMH-Tochter Tag Heuer, mit eigenen Newcomern ins Rennen zu steigen. Obwohl noch keine konkreten Ankündigungen vorliegen, können wir mit ziemlicher Sicherheit von einer Expansion der Autavia Linie ausgehen. Wie einst die Tudor Black Bay bei ihrer Einführung im Jahr 2012, verkörpert sie für viele Fans die Rückkehr zur alten Größe ihres Herstellers und konnte sich mit großem Erfolg auf dem Markt etablieren. Demnach wäre es im Uhrenjahr 2021 extrem sinnvoll, die Linie zu vergrößern und mehr Ressourcen in ihre Entwicklung zu investieren.
Gleiches gilt für den Diving-Klassiker Aquaracer: Zwar ist er immer noch eine moderne Taucheruhr, musste in letzter Zeit aber viele Neuheiten bei der Konkurrenz beobachten. Innovative Materialien, mehr Manufakturkaliber, frische Designs – Stellschrauben zur Optimierung der Aquaracer gäbe es einige.
Trend in allen Preisklassen: Grüne Zifferblätter
Apropos frische Designs: Nachdem blaue Zifferblätter in den vergangenen Jahren zum ultimativen Trend mutierten, zeichnet sich seit Neuem eine Präferenz für das exotischere Grün ab.
Das betrifft Luxusreihen wie die jüngst überarbeitete Rolex Submariner, ist aber auch bei Einstiegsmodellen wie der Tissot Chrono XL Classic zu beobachten. Wir glauben fest an eine steigende Popularität des lebendigen Farbtons im Uhrenjahr 2021, weil er sich elegant von klassischen Oberflächen abhebt und vor allem junge Fans begeistern kann. Welche Marken im grünen Segment noch Nachholbedarf haben?
Junghans zum Beispiel: Die Schwarzwälder Traditionsmarke führt derzeit nur eine Variante der Meister S Chronoscope (Ref. 027/4023.44) in dunklem Khaki. Schön und sinnvoll wäre es, einen kräftigen Grünton mit Sonnenschliff ins Programm aufzunehmen und einem Klassiker wie der Meister Handaufzug zu verpassen. Angesichts der dunklen, extrem gelungenen Blautöne letzterer Kollektion eine vielversprechende Idee. Auch eine Preisklasse höher, bei Glashütte Originals Luxusdiver SeaQ, würde die naturverbundene Farbe eine gute Figur machen.
Ob genau diese Modelle in den Genuss des Trends kommen werden, wissen wir nicht. Fest steht aber, dass Grün im Uhrenjahr 2021 eine große Rolle spielen wird.
Steigende Popularität von Schweizer Smartwatches
Mit der dritten Generation der Tag Heuer Connected und der frisch lancierten Tissot Connect Solar lieferte die Schweizer Uhrenindustrie in jüngster Zeit bereits klare Ausblicke auf die Zukunft: Die Smartwatch wird sich bei traditionellen Marken zunehmend behaupten. Das gilt für dreistellige Preisbereiche genauso wie für die Luxusklasse, die Hublot im vergangenen Jahr mit der Big Bang E zurückeroberte.
Satte 5.700 Euro kostet die Ref. 440.CI.1100.RX und möchte ihrem Nutzer das Beste aus beiden Welten bieten: Einerseits die luxuriöse Haptik klassischer Automatikuhren, andererseits die funktionale Vielseitigkeit eines portablen Computers. Was vor wenigen Jahren noch müde belächelt wurde, hat heutzutage bessere Erfolgsaussichten als je zuvor und wird das Uhrenjahr 2021 garantiert prägen.
Neue Uhren von Hamilton und Frederique Constant, aber auch die Weiterentwicklung der Tissot Connect Solar sind realistische Szenarien. Ziemlich unwahrscheinlich ist jedoch der Einstieg weiterer Traditionsmarken ins elektronische Segment – wer bisher nicht mitmachte, hat seine ausschließliche Spezialisierung auf mechanische Uhrmacherkunst schon sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Ob sich das nach dem Uhrenjahr 2021 ändert wird, steht in den Sternen.