« Was kann es und wie liest man es? »
Ein Tachymeter gehört zu den häufigsten Zusatzfunktionen von Armbanduhren. Vor allem sportliche Chronographen werden gerne damit versehen. Wie es funktioniert und wie man es richtig nutzt, haben wir für unserer Leserinnen und Leser in diesem Beitrag zusammengefasst.
Tachymeter oder Tachometer?
Der Begriff Tachymeter ist aus einer Kombination der beiden altgriechischen Wörter tachýs und métron entstanden, die schnell beziehungsweise Maßstab oder Maß bedeuten. In der Praxis werden damit zwei grundsätzlich verschiedene Dinge bezeichnet. In der Geodäsie wird unter einem Tachymeter ein optisches oder elektronisches Gerät verstanden, mit dem sich Horizontalrichtungen und Vertikalwinkel bestimmen lassen. Im Unterschied zu Theodoliten können Vermesser mit Tachymetern außerdem auch Schrägstrecken, das heißt schräg gemessene Entfernungen zu bestimmten Zielpunkten, ermitteln.
Seinen Namen verdankt dieses Gerät der Tatsache, dass sich die betreffenden Messungen damit relativ schnell und unkompliziert vornehmen lassen. Im Unterschied dazu handelt es sich bei einem Tachymeter auf einer Uhr um eine Funktion zur Messung von Geschwindigkeiten, die korrekterweise eigentlich als Tachometer zu bezeichnen wäre. Dass dafür in der Praxis nicht derselbe Begriff verwendet wird wie beispielsweise für die Geschwindigkeitsmesseinrichtung eines Fahrzeuges, hat zum einen sicherlich traditionelle Gründe.
Zum anderen weist es auch darauf hin, dass es zwischen beiden durchaus einen erheblichen Unterschied gibt. Denn das “Tacho” in einem Fahrzeug misst laufend die gefahrene Geschwindigkeit anhand der gefahrenen Strecke und zeigt den ermittelten Wert direkt an. Die Tachymeter-Skala auf einer Uhr hingegen funktioniert etwas anders.
Mehr Schätzung als Messung – so funktioniert es in der Praxis
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es sich beim Tachymeterring einer Uhr eher um ein Hilfsmittel zum Schätzen von Geschwindigkeiten handelt als um ein exaktes Messgerät. Zudem muss dessen Nutzer die Möglichkeit haben, feste bekannte Streckenlängen zu erkennen beziehungsweise abzulesen, wenn er seine ungefähre Geschwindigkeit bestimmen möchte.
In der Praxis werden dafür vor allem Kilometersteine oder Kilometerschilder am Rand von Straßen, Bahngleisen oder Rennstrecken. Praktisch erfolgt die Messung so, dass der Sekundenstopp-Zeiger beim Passieren eines Kilometersteins in der Zwölf-Uhr-Position aktiviert und nach einem Kilometer wieder angehalten wird. An der Stelle der Tachymeter-Skala, an welcher der Zeiger stehengeblieben ist, lässt sich dann die Geschwindigkeit ablesen.
Es erfordert eine gewisse Konzentration, jeweils genau beim Passieren des Kilometersteins den Drücker zu betätigen, sodass der Fahrer diese Aufgabe aus Sicherheitsgründen an seinen Beifahrer oder eine andere Person an Bord delegieren und nicht selbst übernehmen sollte.
Dass sich motorsportaffine Liebhaber von Uhren im Retro-Design für diese Art der Geschwindigkeitsmessung begeistern können, ist sicher nachvollziehbar. Doch selbst in einem modernen Fahrzeug mit Tachometer können sich Situationen ergeben, in denen auf dieses Verfahren zurückgegriffen wird. Der Grund dafür lässt sich schnell erklären: Das im Armaturenbrett standardmäßig eingebaute Tachometer zeigt zwar jeweils die momentan gefahrene Geschwindigkeit an, doch diese variiert während der Fahrt oftmals stark, beispielsweise im Stadtverkehr oder auf kurvenreichen Strecken, wenn häufig abgebremst und wieder beschleunigt werden muss.
Die sich insgesamt ergebende Durchschnittsgeschwindigkeit kann davon erheblich abweichen, ist aber beispielsweise für die Besatzung eines Rallyewagens oder für Teilnehmer an längeren Autorennen eine sehr wichtige Information, die für den letztendlichen Ausgang des Rennens wesentlich größere Bedeutung hat als das zu einem bestimmten Zeitpunkt unterwegs gefahrene Tempo.
Was Uhren-Liebhaber über die Genauigkeit von Tachymetermessungen wissen sollten
Wer seinen Chronographen mit Tachymeter-Skala zum Ermitteln von Geschwindigkeiten nutzen möchte, sollte dabei die erreichbare Genauigkeit und die der Skala zugrundeliegende Ableselogik im Blick behalten. Was auf dem Tachymeterring abgelesen wird, ist eigentlich der Reziprokwert desjenigen Teils einer Stunde, der seit dem Verlassen der Zwölf-Uhr-Position durch den Sekundenzeiger vergangen ist. Die bei sechs Uhr zu findende 120 bedeutet demnach, dass genau 1/120 einer Stunde vergangen ist, wenn der Sekundenzeiger dort ankommt. Die abgelesene Einheit auf dem Tachymeterring ist also “pro Stunde”, und sie kann mit beliebigen Längen oder Einheiten multipliziert werden und gibt dann die jeweilige Änderung des betreffenden Parameters pro Zeiteinheit wieder.
Neben in Kilometern pro Stunde angegebenen Geschwindigkeiten ließen sich damit beispielsweise auch Durchflussmengen in Litern pro Stunde messen. Der Nutzer des Tachymeters spart sich somit jeweils das Dividieren seiner Messgröße durch die in Sekunden angegebene gemessene Zeit und das anschließende Multiplizieren mit 3.600 Sekunden pro Stunden, woraus sich letztlich die gemessenen Einheiten pro Stunde ergeben. Dass der Tachymeterring meist nicht oben in der Mitte bei der Zwölf, sondern erst in einem gewissen Abstand seitlich rechts daneben beginnt, hängt damit zusammen, dass davon ausgegangen wird, dass die vorzunehmende Messung jeweils mindestens 15 Sekunden in Anspruch nimmt, weil kürzere Messungen aufgrund der menschlichen Reaktionszeit ohnehin zu ungenau und mit signifikanten Messfehlern behaftet wären. Diese Position der Skala mag auf den ersten Blick verwirren, doch wer sie häufiger nutzt, gewöhnt sich in der Regel schnell daran.
Beträgt der Messfehler eine Sekunde, dann würde dies bei einer Messung von 15 Sekunden Dauer eine Ungenauigkeit von knapp sieben Prozent bedeuten. Für exakte Labormessungen eignet sich das Verfahren demnach nicht, doch im Alltag liefert es durchaus brauchbare Resultate. Positioniert wird die Tachymeterskala meist am Rand des Zifferblattes oder auf der Lünette. Modelle mit dem Ring finden sich bei allen gängigen Marken, wie Tag Heuer, Rolex, Omega, Breitling oder Hublot und vielen anderen.