« Rückkehr einer Ikone »
Schon seit vielen Jahrzehnten zeigt sich in der Produktpalette von Tag Heuer ebenso wie in den vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens als Zeitnehmer und Sponsor eine ausgeprägte Affinität zum Sport. Neben dem Fußball steht dabei vor allem der Motorsport im Fokus. Mit der Tag Heuer Autavia hat die Manufaktur nun einer Uhr ein Comeback beschert, die schon in den 1960er Jahren als Chronograph der Rennfahrer zu legendärem Ruf gelangte und bis heute unter Sammlern sehr gefragt ist.
Uhren für Motorsportler und Flieger
Die Modellbezeichnung macht bereits auf den ersten Blick den Anspruch deutlich, den Heuer – wie das Unternehmen seinerzeit noch hieß – mit dem ersten Modell dieses Namens verband. Es handelt sich um eine Wortschöpfung aus den beiden Begriffen Automobil und Aviation, die 1933 zum ersten Mal verwendet wurde. Bei der Ur-Autavia hatte es sich jedoch nicht um eine Armbanduhr gehandelt, sondern um einen Bordchronographen für Flugzeuge und Rennwagen.
Die Armbanduhr Autavia der 1960er Jahre wurde und wird allerdings fast nur mit dem Motorsport und kaum mit der Fliegerei in Verbindung gebracht. Die markante Gestaltung von Zifferblatt und Zeigern, welche eine gute Ablesbarkeit gewährleistete, die drehbare Lünette und nicht zuletzt die sowohl auf Flügen wie auch bei Autorennen nützliche Chronographenfunktion waren die wesentlichen Merkmale, mit denen sich die 1962 erstmalig öffentlich vorgestellte Uhr ihren potenziellen Zielgruppen empfahl.
In den folgenden Jahren entwickelte sich das Modell dank einer äußerst positiven Aufnahme am Markt zu einer regelrechten Ikone der Marke. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war dabei neben dem hervorragenden Renommee und der hohen Produktqualität die gelungene Kombination von Alltagstauglichkeit, Sportlichkeit und Eleganz.
Innerhalb von Heuers Kollektion war die Autavia der erste von Jack Heuer entwickelte Chronograph für das Handgelenk, der mit einer drehbaren Lünette ausgestattet wurde.
Technisch modernisierte Neuauflage im Retro-Design zum “55.”
Zum 55-jährigen Jubiläum der ersten Präsentation der Autavia hat Tag Heuer anlässlich der Baselworld 2017 eine Neuauflage im Retro-Design vorgestellt. Während das Äußere unverkennbar an die goldene Ära des Autorennsports erinnert, verbirgt sich im Inneren des neuen Modells modernste Technik. Die Entscheidung für das konkrete Design der Uhr basiert übrigens auf einem interessanten Experiment. Eigens zu diesem Zweck hatte Tag Heuer im Jahr 2016 “The Autavia Cup” veranstaltet, eine partizipative Aktion über das Internet, bei der aus insgesamt 16 zur Auswahl stehenden Vintage-Modellen ein Favorit bestimmt werden sollte. Dass dabei insgesamt mehr als 50.000 Stimmen abgegeben wurden, zeigt deutlich, dass die Manufaktur das Interesse ihrer Liebhaber an der Autavia keineswegs überschätzt hatte.
Am Ende konnte sich bei der Aktion die Autavia “Rindt” durchsetzen. Es handelt sich um eine Modellversion, die in den späten 1960er Jahren von dem Formel-1-Rennfahrer Jochen Rindt getragen worden war. Die im Jahr 1966 entwickelte Version trug die Referenznummer 2446 Mark 3. Neben dem von Rindt getragenen Modell waren seinerzeit noch zahlreiche weitere Versionen der Autavia produziert worden, die sich zum Teil hinsichtlich der Zahl der Hilfszifferblätter, der Lünettenskalen und anderer Details unterschieden. Auch Versionen mit GMT-Funktion sowie Taucher- und Militärmodelle waren darunter.
Jochen Rindt: postum zum Weltmeistertitel der Formel 1
Der 1942 in Mainz geborene Karl Jochen Rindt wuchs als Waise bei seinen Großeltern in Graz auf, nachdem seine Eltern 1943 bei einem Luftangriff auf Hamburg ums Leben gekommen waren. Schon früh interessierte er sich für den Motorsport und begann seine Karriere im Jahr 1961, als er mit seinem privaten Simca an einem Rennen in Innsbruck-Kranebitten teilnahm. 1965 erhielt er einen Platz im Formel-1-Team von Cooper wo Bruce McLaren sein Teamkollege war. In den folgenden Jahren entwickelte sich Rindt zu einem erfolgreichen Fahrer, der sowohl in der Formel 1 als auch in der Formel 2 bemerkenswerte Ergebnisse erzielte. Obwohl er zeitlebens deutscher Staatsangehöriger blieb, startete er während seiner Karriere als Rennfahrer stets für Österreich. Rindt gewann sechs von seinen insgesamt sechzig Grand-Prix-Rennen in der Formel 1, allein fünf davon während der Saison 1970.
Als er im September jenes Jahres beim Abschlusstraining zum Großen Preis von Italien in Monza tödlich verunglückte, hatte er dank seiner vorangegangenen fünf Siege bereits 45 Punkte angesammelt, während in Monza und den drei weiteren ausstehenden Rennen dieser Saison noch bis zu 36 Punkte zu vergeben waren. Da es keinem anderen Fahrer gelang, den von Rindt erreichten Vorsprung einzuholen, wurde dieser als bislang einziger Fahrer postum zum Formel-1-Weltmeister.
Mit der Entscheidung für die von Rindt getragene Autavia haben die motorsportaffinen Tag-Heuer-Freunde also nicht nur einem legendären Uhrenmodell zur Wiederauferstehung verholfen, sondern auch die Erinnerung an einen erfolgreichen Rennfahrer wachgehalten, der die Formel 1 in entscheidender Weise mitgeprägt hat.
Mehr als ein neu aufgelegter Klassiker
Bei dem 2017 lancierten Modell der Tag Heuer Autavia hat der Hersteller sich nicht auf eine Neuauflage des mittlerweile 55 Jahre alten Klassikers beschränkt, sondern die legendäre Uhr neu interpretiert. Dazu wurde sie mit zeitgemäßer mechanischer Uhrentechnik und aktuellen Funktionen ausgestattet, während das äußere Design unmissverständlich den Vintage-Chronographen erkennen lässt. Die Neuauflage basiert auf der zweiten Gehäuseausführung und weist eine verfeinerte Lünette, abgeschrägte Bandanstöße, ein schwarzes Zifferblatt, drei weiße Zähler, gerade Zeiger sowie Strichindizes aus poliertem Stahl mit Leuchteinsätzen auf. Während der Gehäusedurchmesser der ursprünglichen Autavia nur 39 Millimeter betragen hatte, ist die neue Version mit 42 Millimetern etwas größer. Auf der geriffelten, beidseitig drehbaren Lünette befindet sich eine 12-Stunden-Skala.
Das schwarze Zifferblatt mit den drei weißen, azurierten Hilfszifferblättern erinnert an die Optik der Armaturen im Cockpit eines Sportwagens. Das Datumsfenster bei der Sechs ist in den Minutenzähler integriert. Mit einer Wasserdichtigkeit von bis zu 10 Bar oder 100 Metern kann die neue Tag Heuer Autavia beim Schwimmen oder unter der Dusche am Arm bleiben, ohne Schaden zu nehmen.
Eine Reminiszenz an die 1960er Jahre ist das Heuer-Logo, das bei diesem Modell ohne den Zusatz ” Tag ” erscheint. Das Vintage-Design wird durch ein braunes Armband aus Kalbsleder unterstrichen, dessen beigefarbene Steppnähte den Farbton der Leuchtmasse von Zeigern und Indizes aufnehmen. Alternativ wird die Uhr mit einem siebenreihigen Edelstahlarmband im Grains-de-Riz-Stil angeboten.
Innovatives Manufakturkaliber sorgt für Präzision und Zuverlässigkeit
Angetrieben wird die neue Tag Heuer Autavia von einem Manufaktur-Chronographenwerk des Kalibers HEUER02, das auch in der Carrera Automatic Chronograph zu finden ist. Es überzeugt mit einer Frequenz von 4 Hz, automatischem Aufzug und einer Gangreserve von bis zu 80 Stunden. Der Saphirglasboden, den das historische Vorbild noch nicht besessen hatte, erlaubt einen Blick auf das Werk, das eine der wichtigsten Innovationen der Neuauflage darstellt. Es ist gerade einmal 6,9 Millimeter hoch, besteht aus insgesamt 233 Bauteilen und verfügt über ein Säulenrad und eine vertikale Kupplung.
Interessanterweise kommt der gesamte Chronographenmechanismus der Tag Heuer Autavia mit lediglich drei Schrauben aus. Sämtliche übrigen Komponenten werden einfach zusammengesteckt und von Federn in ihren jeweiligen Positionen gehalten. Damit dürfte diese Uhr nicht nur Formel-1-Piloten, Motorsport-Fans und Nostalgiker, sondern auch anspruchsvolle Liebhaber raffinierter uhrmacherischer Schöpfungen begeistern. Die Chancen, dass die Nachfolgerin sich zu einer ebenso gerne getragenen und als Sammlerstück beliebten Uhr entwickeln wird wie ihr historisches Vorbild, stehen also gut. Sicher wird sich auch der eine oder andere überzeugte Tag Heuer Formula 1 Träger gerne zu einer Autavia hinreißen lassen.