« Französisches Gütesiegel für maximale Präzision »
Ein Zertifikat der Offiziellen Schweizer Chronometerprüfstelle (COSC) gilt im Segment für Luxusuhren als Ausweis besonderer Qualität. Doch darüber hinaus gibt es noch einige weitere Gütesiegel für die Ganggenauigkeit von Uhren – wie beispielsweise das französische “Tête De Vipère”. In diesem Beitrag haben wir einige interessante Fakten dazu zusammengetragen und vergleichen dieses mit anderen Zertifikaten.
Gütesiegel für Präzision: auf die Prüfung kommt es an
Während Quarzuhren von vornherein eine sehr hohe Ganggenauigkeit aufweisen, kann diese bei mechanischen Uhren beträchtlich variieren. Da die Präzision einer Uhr ihr wohl mit Abstand wichtigstes Qualitätsmerkmal ist, kam schon früh das Bedürfnis auf, Uhren einer gründlichen Prüfung durch Dritte zu unterziehen und sich das Ergebnis durch ein entsprechendes Qualitätssiegel bestätigen zu lassen.
Das heute international bekannteste Beispiel dafür dürften die Chronometer-Zertifikate der Contrôle officiel suisse des chronomètres (COSC) sein. Diese besteht heute in Form eines Vereins, welcher von den fünf Schweizer “Uhrenkantonen” Bern, Genf, Neuenburg, Solothurn sowie Waadt gemeinsam mit dem Schweizerischen Uhrenindustrieverband getragen wird, und ging historisch aus der Vereinigung von mehreren privaten und halbstaatlichen Laboratorien hervor.
Während Laien Chronographen und Chronometer gelegentlich durchaus miteinander verwechseln, ist Uhrenkennern der Unterschied wohl bewusst. Ein Chronograph ist eine Uhr mit Stoppfunktion, mit der sich bestimmte Zeiten messen lassen, während die Bezeichnung Chronometer solchen Uhren vorbehalten ist, die besondere Anforderungen in puncto Ganggenauigkeit erfüllen. Nicht jeder Chronograph ist also ein Chronometer, und ebenso wenig ist jedes Chronometer ein Chronograph, obwohl es natürlich Chronographen gibt, die als Chronometer zertifiziert sind.
Was ein Vipernkopf mit der Ganggenauigkeit von Uhren zu tun hat
Das Chronometerzertifikat der COSC ist zwar international sehr bekannt, aber bei Weitem nicht das einzige seiner Art. Das dürfte Uhrenliebhabern einmal mehr bewusst geworden sein, als TAG Heuer kürzlich sein limitiertes Sondermodell TAG Heuer Carrera Chronograph Tourbillon Chronometer der Öffentlichkeit vorstellte.
Diese gegen Jahresende 2018 lancierte Uhr ist dem 55-Jährigen Bestehen von TAG Heuers Modelllinie Carrera gewidmet und wird lediglich in einer limitierten Sonderauflage von 155 Exemplaren gefertigt.
Der Carrera Chronograph Tourbillon Chronometer präsentiert sich in einem modernen Design mit einem skelettierten Zifferblatt, unter dem sich zwei der wohl prestigeträchtigsten Komplikationen verbergen, die die klassische Uhrmacherkunst im Laufe der Jahrhunderte hervorgebracht hat. Das eine ist ein vollständig im Hause Heuer entwickelter und hergestellter Manufakturchronograph, das andere ist ein Tourbillon. Untergebracht ist die faszinierende Mechanik in einem Gehäuse aus dunkelblauer Keramik mit einer in die Lünette eingravierten Tachymeterskala.
Wer die Carrera Chronograph Tourbillon Chronometer umwendet und einen Blick durch den Sichtboden aus Saphirglas wirft, kann dort eine auf den ersten Blick recht ungewöhnliche Entdeckung machen. Auf die Brücke aufgedruckt, ist die Darstellung eines Schlangenkopfes erkennbar, unter dem sich der Schriftzug “Vipére” – das französische Wort für Viper – befindet. Hierbei handelt es sich um das französische Qualitätssiegel “Tête de Vipère”, welches vom Observatoire de Besançon mit Genehmigung durch das Internationale Büro für Maß und Gewicht erteilt wird.
Wo liegt der Unterschied zwischen Tête de Vipère und COSC-Zertifikat?
Vergleicht man das Zertifikat der COSC und die Tête de Vipère, dann werden mehrere Unterschiede deutlich. Zum einen wird in den Labors des Observatoire de Besançon jeweils die gesamte Uhr einer Prüfung unterzogen, während von der COSC jeweils nur die Uhrwerke an sich geprüft werden. Zum anderen kann die “Tête de Vipère” als das wesentlich exklusivere Qualitätssiegel betrachtet werden.
Während die COSC alljährlich große Stückzahlen von Uhrwerken prüft, haben seit 2006 lediglich 500 Armbanduhren – darunter die Carrera Chronograph Tourbillon Chronometer von TAG Heuer – das Gütesiegel der Sternwarte von Besançon erhalten. Der Vipernkopf in der Punze des Observatoire de Besançon ist übrigens schon seit dem Jahr 1897 nachweisbar.
Das Observatorium selbst ist noch einige Jahre älter und war bereits am 11. März 1878 in Betrieb genommen worden. Heute gehört es dem Centre national de la recherche scientifique (CNRS), einer nationalen Organisation für die Grundlagenforschung, die dem französischen Forschungsministerium unterstellt und in gewisser Weise der Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland vergleichbar, aber mit 32.000 Beschäftigten deutlich größer ist.
Dass selbst langjährige Uhrenliebhaber das auffällige Siegel mit der Tête de Vipère bisher nur selten zu Gesicht bekommen haben dürften, liegt also nicht etwa daran, dass es erst in jüngster Zeit eingeführt worden wäre, sondern ist vielmehr ein Beleg für dessen besondere Exklusivität.
Master Chronometer und Superlative Chronometer – weitere Präzisions- und Qualitätssiegel für Luxusuhren
In dem Bestreben, sich von der mittlerweile recht großen Zahl der Uhren mit COSC-Zertifikat abzuheben, haben einige Uhrenhersteller zusätzliche Normen entwickelt. Zwei bekannte Beispiele dafür sind die Superlative Chronometer von Rolex und die Master Chronometer von Omega.
Das grüne Siegel mit dem Kronen-Logo, mit dem Rolex seine Uhren – abgesehen vom entsprechenden Schriftzug auf dem Zifferblatt – als Superlative Chronometer ausweist, versteht sich als eine Ergänzung zum Chronometerzertifikat der COSC. Neben der Testung des Uhrwerks durch die COSC umfasst es eine Prüfung der chronometrischen Präzision in unternehmenseigenen Labors von Rolex nach dem Einschalen der Werke sowie eine Prüfung der Wasserdichtigkeit und eine fünfjährige Garantie. Demgegenüber weist die von Omega verwendete Bezeichnung Master Chronometer auf eine Zertifizierung durch das Eidgenössische Institut für Metrologie METAS hin.
Doppelt hält besser: Zertifizierung durch COSC und METAS
Im Rahmen dieses Verfahrens werden die Uhren doppelt zertifiziert. Zunächst werden die Uhrwerke bei der COSC zur Prüfung nach deren Kriterien eingereicht. Haben sie die Anforderungen für das Chronometerzertifikat der COSC ohne Beanstandungen erfüllt, werden sie durch das METAS acht weiteren strengen Tests unterzogen, bevor sie nach erfolgreichem Abschluss der Testreihe vom “normalen” Chronometer zum Master “befördert” werden können. Dabei ist das METAS bestrebt, den späteren Käufern der Uhren ein Höchstmaß an Transparenz zu bieten.
Jeder Käufer eines Master Chronometers hat die Möglichkeit, sich anhand der Nummer des Zertifikats online über die Ergebnisse zu informieren, die seine Uhr in den acht METAS-Tests erzielt hat. Getestet werden unter anderem die Unempfindlichkeit des Uhrwerkes gegenüber Magnetfeldern von alltäglichen Gegenständen und Geräten wie etwa Mobiltelefonen, Magnetschließen von Handtaschen, Induktionskochfeldern, Laptops oder Automatiktüren, die Funktionstüchtigkeit der kompletten Uhr in einem Magnetfeld, die chronometrische Leistung magnetisiert und entmagnetisiert sowie die chronometrische Präzision im Alltag bei unterschiedlichen Temperaturen und in verschiedenen Positionen.
Auch die Genauigkeit der Uhr bei voller und teilweiser Gangreserve, das Funktionieren der Gangreserve an sich sowie die Einhaltung der angegebenen Wasserdichtigkeit werden sorgfältig überprüft.
Die erste Uhr, deren Zifferblatt Omega mit dem prestigeträchtigen Schriftzug “Master Chronometer” versehen konnte, war übrigens die Omega Globemaster.