«Was die dritte Generation der Smartwatch kann»
2015 lanciert Tag Heuer die erste Serie seiner Connected Smartwatch und sorgt damit für Schlagzeilen. Fünf Jahre später geht der digitale Luxus in seine dritte Generation und verspricht weitreichende Verbesserungen gegenüber den Vormodellen. Schlanker, schneller, funktionaler – erfüllt die Connected 3 ihre hohen Erwartungen? Wir haben die Fähigkeiten des Newcomers unter die Lupe genommen und zeigen seine wichtigsten Vor- wie Nachteile auf.
Schluss mit dem “Modular”-Prinzip
Als früheste Schweizer Luxus-Smartwatch rief die erste Generation der Modellreihe vor allem Kritik hervor: Von einer Identitätskrise Tag Heuers war die Rede, von fehlender Orientierung und mangelndem Traditionsbewusstsein. In Partnerschaft mit Google und Intel entstanden, ging sie trotz ihres Carrera-Gehäusedesigns nicht als Schweizer Zeitanzeiger, sondern vielmehr als technische Spielerei und kurzfristiges Experiment durch. Selbst das Swiss-Made-Label blieb ihr verwehrt, weil weniger als 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfielen.
Um das Schicksal der digitalen Modellreihe ins Positive zu drehen, setzte Tag Heuer im Jahr 2017 auf Kreativität und präsentierte mit der Connected Modular ihre zweite Generation. Die Innovationskraft des Nachfolgers war bemerkenswert: So ermöglichte ein Konfigurator die Wahl aus über 30 Modellen, während das „Modular“-Prinzip einen Austausch des digitalen Systems durch eine traditionelle Mechanik ermöglichte. Dabei blieben die Bandanstöße bestehen und konnten wahlweise an einem digitalen oder mechanischen Modul befestigt werden. Zusätzlich durfte die Tag Heuer Connected aufgrund der Endmontage ihrer elektronischen Komponenten in La Chaux-de-Fonds endlich das Schweizer Herkunftssiegel tragen.
Sogar einen kostenlosen Austausch gegen eine mechanische Uhr versprach Tag Heuer, sobald die Technik der Smartwatch obsolet wurde. Zu schön, um wahr zu sein? Anscheinend nicht, denn bei der Connected 3 entfallen im Jahr 2020 sowohl der Konfigurator als auch das „Modular“-Prinzip und das Austauschversprechen. Ist die dritte Generation also schlechter als ihr Vorgänger?
Schlanker und ästhetischer: Die Tag Heuer Connected 3
Keineswegs, denn die Abschaffung der wechselbaren Module beschert dem Newcomer eine wesentlich stimmigere Optik. Weg vom klobigen Bausatz, hin zu einem flacheren Design lautet das Motto: Zwar misst der Durchmesser immer noch 45 Millimeter, doch die neuartige Befestigung der Antennen unter der feststehenden Keramiklünette und eine nähere Positionierung des OLED-Displays am Saphirglas erzielen eine merkliche Höhenreduktion. Letzterer Bildschirm erhöht seine Auflösung von 400 x 400 auf 454 x 454 Pixel, während der Durchmesser von 1,39 Zoll (35 Millimetern) unverändert bleibt.
Statt eines Konfigurators existieren jetzt “nur” noch sieben vorgewählte Modellvarianten, die allesamt über 50 Meter Wasserdichtigkeit verfügen – gerade ausreichend, um an der Oberfläche zu schwimmen.
Exzellent zeigen sich hingegen die Qualitätsstandards des Gehäuses, welches den Premium-Erwartungen an die Connected 3 vollumfänglich gerecht wird. Alles wirkt extrem solide, genau wie die Varietät der Metall- und Kautschukbänder. Was uns direkt zur Modellvielfalt führt: Käufer wählen zwischen mattpoliertem Edelstahl, sandgestrahltem Titan und schwarzem Titan mit DLC-Beschichtung. Bei den Titanmodellen erscheint die Lünette in der jeweiligen Gehäusefarbe, während die Edelstahlvarianten einen kontrastierenden Ring in Dunkelblau oder Schwarz besitzen.
Fitness im Fokus: Mehr smarte Funktionen als je zuvor
Ihren größten Vorsprung gegenüber älteren Generationen hat die Tag Heuer Connected 3 aber in ihrer Hauptfunktion vorzuweisen – als Smartwatch. Während die neue Ladestation mit USB-C-Anschluss eine eher kleine Veränderung darstellt, ist die Einführung neuer Sensoren ein zentrales Kaufargument: So wird die bestehende GPS-Konnektivität um einen Pulssensor, Kompass, Gyrosensor und Beschleunigungssensor erweitert. Zusammen mit der vorinstallierten App Google Fit sowie dem hauseigenen Zusatzprogramm „Tag Heuer Sport“ verwandelt sich die dritte Generation somit in einen vollwertigen Fitnessbegleiter.
Das Stichwort „Google“ verrät bereits die technischen Grundlagen der Smartwatch: Auf dem verbreiteten Betriebssystem Wear OS laufend, verfügt sie über den praktischen Google Assistant zur Spracheingabe. Ist die Connected 3 mit einem Android-Handy und dem Internet verbunden, kann dieser einfache Aufgaben wie das Versenden von Nachrichten oder die Beantwortung von Fragen übernehmen – allerdings nur in schriftlicher Form, weil die Smartwatch keine Lautsprecher besitzt.
Im Alltag viel wichtiger ist aber die manuelle Bedienung, welche über den Touchscreen und drei Knöpfe an der rechten Gehäuseflanke erfolgt. In der Mitte thront die (digitale) Krone, welche ähnlich wie ein Mausrad durch die Menüs scrollen lässt. Insgesamt fällt uns die Bedienung der Tag Heuer Connected 3 dank ihrer leichten Verständlichkeit positiv ins Auge, bedarf allerdings einer gewissen Eingewöhnungszeit für Neulinge und ist nicht ganz so intuitiv wie die Tissot Connect Solar.
Schöne Zifferblätter, schwache Akkuleistung
Ist man einmal im Element, funktioniert alles reibungslos: Apps können aus dem Play Store heruntergeladen werden, auf Musik wird über Google Play Music zugegriffen und eine Kopplung mit Bluetooth-Kopfhörern ermöglicht zusätzliche Flexibilität.
Etwas ausbaufähig wäre der interne Speicher von acht Gigabyte, ebenso wie die Akkuleistung: Zwar deuten 430 mAh auf eine lange Ausdauer hin, doch insbesondere die Konnektivität mit dem Smartphone benötigt viel Energie und kann bereits nach einem halben Tag zur Leerung der Reserven führen. In diesem Fall schaltet sich die Connected 3 in einen energiesparenden Time-Only-Modus. Aber auch ohne Smartphone stehen zahlreiche Features bereit, von denen uns die Varietät der Zifferblätter besonders gefällt.
Letztere umfasst zahlreiche Designs, die Heuer-Enthusiasten aus den mechanischen Klassikern des Schweizer Herstellers kennen: Von der klassischen Anzeige einer Autavia bis zum skelettierten Zifferblatt der Carrera Heuer 02 ermöglicht die Smartwatch eine abwechslungsreiche Tour durch das Produktportfolio aus La Chaux-de-Fonds. Trotz der scharfen Grafik erkennt man den Unterschied zu den “echten” Zifferblättern sofort, doch die Umsetzung ist originell und fühlt sich wie eine Hommage an Tag Heuers Unternehmensgeschichte an. Wer die modernste Reihe des Herstellers sein Eigen nennen möchte, sollte je nach Variante rund 2.000 Euro zurücklegen.
Ein stolzer Preis im Universum der Smartwatches. Um ihn verstehen zu können, empfehlen wir jedem Interessenten tiefere Einblicke in die historischen Leistungen und hohen Qualitätsstandards der 1860 gegründeten Traditionsmarke.