« Monegassen mit Manufakturkaliber »
Zum 50-jährigen Jubiläum seiner legendären Monaco lanciert Tag Heuer den Klassiker im Jahr 2019 erstmals mit einem vollständig im eigenen Haus entwickelten und produzierten Automatikwerk. Das Calibre Heuer 02 beschert dem kantigen Monegassen nicht nur technische Vorteile, sondern geht auch mit einigen optischen Modifikationen einher. Ist die Tag Heuer Monaco damit auf dem Höhepunkt ihrer bisherigen Geschichte angelangt? Wir haben uns das heiß diskutierte Jubiläumsmodell näher angesehen.
Der lange Weg zum Manufakturwerk
Als die erste Tag Heuer Monaco im Jahr 1969 der Weltöffentlichkeit vorgestellt wird, verfügt sie mit dem Kaliber 11 über eines der ersten automatischen Chronographenwerke überhaupt. Nur wenige Wochen nach dem berühmten Zenith El Primero präsentiert, entsteht es aus einer Kooperation Heuers mit Breitling, Hamilton-Büren und dem spezialisierten Modulhersteller Dubois Dépraz.
Berühmtheit erlangt das Uhrwerk vor allem durch seine links positionierte Krone, die Komplexität seiner Entwicklung und eine exzellente technische Verlässlichkeit.
Den Titel „Manufakturwerk“ durfte das Kaliber 11 jedoch nie tragen. 1979 wird es zum letzten Mal in einer Monaco verbaut, woraufhin der quadratische Chronograph der Quarzkrise zum Opfer fällt und für mehrere Jahre eingestellt wird. Nach einigen Re-Editions und Wiederbelebungsversuchen wird der Monegasse erst 1998 wieder zum festen Bestandteil der Tag Heuer Kollektion und gewinnt seine Energie aus dem soliden, aber unspektakulären ETA 2894-2 mit rechtsseitiger Krone.
Die heutige Version des Monaco Automatik Chronographen erblickt im Jahr 2015 das Licht der Welt, erscheint jedoch abermals ohne Manufakturwerk und lässt den Käufer zwischen zwei Antrieben wählen: Während das (moderne) Kaliber 11 auf dem Sellita SW-300 basiert und die traditionelle linksseitige Krone besitzt, setzt das ETA 2894 seine Arbeit unter der Bezeichnung Kaliber 12 fort.
Calibre 02: Mehr Gangreserve und schönerer Sichtboden
2019 dann der große Paukenschlag: Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum erscheint die Monaco mit Manufakturwerk. Zum Einsatz kommt das erstmals 2017 in der Autavia vorgestellte Calibre 02 mit vertikaler Kupplung, Säulenradsteuerung und 28.800 Halbschwingungen pro Stunde.
Nicht nur aus Prestige- und Marketingsicht, sondern auch technisch hebt das Manufakturwerk den Chronographen auf ein neues Level: Während die Gangreserve von den bisher 42 Stunden der ETA-Konstruktionen auf satte 80 Stunden ansteigt, verbessert sich die optische Attraktivität des Gehäusebodens immens.
Zwar können auch die Kaliber 11 und 12 der bisherigen Monacos durch einen Sichtboden aus Saphirglas bestaunt werden, wirken allerdings ein wenig trist und zu klein für das mächtige, 39 x 39 Millimeter große Gehäuse. Deutlich spannender das Tag Heuer Manufakturwerk: Sein modernes Design mit rotem Schaltrad und skelettiertem Rotor, aber auch der größere Durchmesser von 31 Millimetern machen den Blick ins Innere zu einem spürbar aufregenderen Erlebnis.
Neues Zifferblatt mit 12-Stunden-Zähler
Zahlreiche Modifikationen im Innern waren erforderlich, um das Manufakturwerk Calibre 02 in das kantige Gehäuse der Ref. CBL2111.FC6453 zu integrieren. In ihrer Größe und Formgebung identisch zur bisherigen Calibre 12, fällt die Edelstahlhülle durch ihre rechts positionierte Krone ins Auge und wird am blauen, zum Zifferblatt passenden Krokodillederband inklusive Faltschließe geliefert. Stichwort Zifferblatt: Auf der Frontseite wartet die Tag Heuer Monaco gleich mit mehreren Änderungen gegenüber den bisherigen Editionen ohne Manufakturwerk auf.
Die deutlichste Weiterentwicklung betrifft die beiden Totalisatoren: So wandert der 30-Minuten-Zähler von der Neun- auf die Drei-Uhr-Position, während die vormals kleine Sekunde bei neun Uhr durch einen 12-Stunden-Zähler ersetzt wird. Als weitere Neuerung sind die Hilfszifferblätter bei der Monaco mit Manufakturwerk an den Rändern abgeschrägt, wodurch das Zifferblatt eine höhere Dreidimensionalität erhält. Und was ist aus der kleinen Sekunde geworden?
Sie ist ins untere Zentrum der Heuer umgezogen und teilt sich ihren Platz dort mit der Datumsanzeige, deren Fenster sie jede Minute für einige Sekunden kreuzt. Sicher nicht die schönste Lösung, aber wirklich störend dürfte sie nur wenigen Fans erscheinen. Gleiches gilt für den leicht nach oben verschobenen “Automatic”-Schriftzug, der das begrenzte Raumangebot selbst großer Zifferblätter einmal mehr verdeutlicht.
Dem Original von Steve McQueen treu geblieben
Trotz dieser Änderungen ist die neue Monaco im Kern ganz die Alte geblieben. So strahlt der Sonnenschliff des metallic-blauen Zifferblatts genauso prächtig wie am Handgelenk Steve McQueens in “Le Mans”, während die silbernen Totalisatoren für den gewohnt hohen Kontrast sorgen.
Natürlich sind auch die roten Zeiger für Sekunde und Hilfszifferblätter unerlässlich, um das Bild der legendären Rennfahreruhr zu vervollständigen. Damit liegt die neue Edition mit Tag Heuer Manufakturwerk sehr nah am Urmodell, dessen Filmauftritt im Jahr 1971 wesentlich zur Prominenz aller zukünftigen Monacos beitrug. Für Liebhaber des kantigen Klassikers ein entscheidender Faktor, schließlich ist die reiche Geschichte des kantigen Chronographen maßgeblich an seiner Faszination beteiligt.
Hat diese Historie mit dem Manufaktur Caliber 02 nun ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht? Wir sind davon überzeugt. Ohne seinen ästhetischen Charakter zu verlieren, gelingt dem neuen Modell mit dem leistungsstarken Uhrenwerk eine dramatische Verbesserung seiner technischen Fähigkeiten. Endlich kommen Gehäuse und Antrieb aus einem Haus – ein Gesamtwerk, das sich viele Fans der Monaco schon seit langer Zeit gewünscht haben. Nun wird der Traum zur Wirklichkeit.
Und das Beste: Durch ihren Herstellerpreis von 5.800 Euro ist die Edition mit Manufakturwerk genauso teuer wie die Calibre 11-Ausführung (Ref. CAW211P.FC6356) und liegt nicht Welten über der Calibre 12-Ausführung (Ref. CAW2111.FC6356) mit einem Preisschild von 5.050 Euro. Für uns eine klare Entscheidung.