« Diese Uhren stammen von Designikonen »
Gérald Genta, Max Bill, Richard Orlinski: Die berühmtesten Uhrendesigner aller Zeiten sind untrennbar mit ihren Meisterwerken verbunden, die teils schon seit Jahrzehnten für Begeisterung an unseren Handgelenken sorgen. Andere Designuhren stammen aus der Feder von Talenten, die außerhalb der Uhrenwelt eher unbekannt sind. Wir blicken hinter die Fassaden von sechs der prominentesten Kreationen unserer Zeit und beleuchten die Köpfe hinter ihrem Erfolg.
Junghans Max Bill
Bauhaus in Reinform: Als der schweizerische Architekt, Maler und Bildhauer Max Bill Mitte der 1950er-Jahre von Junghans mit der Gestaltung einer Küchenuhr beauftragt wird, räumt er einer perfekten Lesbarkeit höchste Priorität ein und kreiert ein Zifferblatt, dessen nüchterne und simple Gestaltung bis heute legendär ist. 1961 folgt die korrespondierende Armbanduhr, übernimmt gleich den prägnanten Namen ihres Schöpfers und wird zur deutschen Uhrenlegende schlechthin: Seit über 60 Jahren ist die Junghans Max Bill ein Verkaufsschlager und hält in ihrer heutigen Kollektion mehr Designuhren bereit als je zuvor. Egal ob Herren oder Damen, Quarz oder Automatik, Chronograph oder Funkuhr: Die puristische Ikone aus dem Schwarzwald zieht Alt und Jung in ihren Sog und ist das ultimative Aushängeschild der Traditionsmarke. Einer unserer absoluten Favoriten ist die Max Bill Chronoscope mit schwarzem Zifferblatt (Ref. 027/4601.02), die ihre Stoppfunktion dezent verpackt und im dunklen Design eine extrem noble Ästhetik besitzt. Letztere wird durch die gewölbte Gehäuse- und Glasform noch verstärkt, die jede Max Bill aus der Menge hervorstechen lässt.
Audemars Piguet Royal Oak
Edelstahluhren im Luxussegment? Vor der Einführung der Audemars Piguet Royal Oak im Jahr 1972 undenkbar. Die ikonische Designuhr wurde vom Schweizer Gérald Genta entworfen, der 1970 als freier Designer tätig ist und von Audemars Piguet den Auftrag bekommt, eine völlig neue, wasserdichte Sportuhr zu gestalten. Innerhalb von 24 Stunden liefert Genta das revolutionäre Ergebnis: Nie zuvor besaßen Designuhren eine achteckige Lünette mit sichtbaren Schrauben und schmiegten sich mit einem integrierten Armband ans Handgelenk. Anfangs hält sich der Erfolg in Grenzen, weil die Designeruhr trotz ihres Stahlgehäuses teurer ist als so manche Golduhr der Siebziger. Doch in den folgenden Jahrzehnten avanciert die Royal Oak zur erfolgreichsten Highend-Sportuhr aller Zeiten, bekommt mit der Royal Oak Offshore ein bulliges Schwestermodell und wird zum ästhetischen Vorbild für unzählige weitere Designuhren. Zum Beispiel für die 1976 eingeführte Patek Philippe Nautilus, die Gérald Genta angeblich in unter fünf Minuten auf eine Serviette zeichnet.
Nomos Glashütte Metro
German Design Award, Red Dot, Good Design: Innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Vorstellung im Jahr 2014 räumt die Nomos Glashütte Metro einige der wichtigsten Designpreise unseres Landes ab. Vom Hersteller als “Klassiker der Zukunft” betitelt, verdankt das zeitlose Stück seinen Erfolg dem Berliner Mark Braun. Seit 2015 ist er Professor an der Hochschule für Bildende Künste Saar und kann auf zahlreiche Kooperationen mit namhaften Marken zurückblicken – vom Wiener Kristallglas-Hersteller Lobmeyr bis Möbelherstellern wie Hartô oder E15. Mit der Metro hat Mark Braun eine Designuhr geschaffen, die sich ausdrucksstark vom restlichen Nomos-Sortiment abhebt. Nicht nur das feine Rändelmuster auf der Krone und die angesetzten Bandanstöße, sondern das wortwörtlich “punktgenaue” Zifferblatt verleiht den Designuhren einen modernen und doch klassisch-eleganten Charakter. Mittlerweile ist die Kollektion auf über zehn Varianten angewachsen, die vom Klassiker bis zum Luxusmodell aus 18-karätigem Roségold reichen. Ob Sie die Designuhr mit Handaufzugs- oder Automatikwerk präferieren, ist eine Frage des Geschmacks.
Nomos Glashütte Autobahn
Werner Aisslinger zählt nicht nur zu den bedeutendsten Designern unserer Zeit, sondern ist auch bekennender Liebhaber hoher Geschwindigkeiten. Dass es für den international anerkannten Künstler gerne rasant und sportlich zugehen darf, zeigt sich im Namen und in der Optik der Nomos Glashütte Autobahn: Während der zentral angeordnete, prägnante Leuchtring an die Ästhetik eines Tachometers erinnert, markiert der gewölbte Zifferblattrand für Aisslinger eine Reminiszenz an die Nordkurve des Berliner Avus. Gepaart mit dem breiten Datumsfenster auf sechs Uhr und der klaren Typographie, vermittelt das Gesamtbild der Designuhren pure Sportlichkeit und bewahrt gleichzeitig die Nomos-typische Simplizität. Was tagsüber noch harmlos aussieht, erwacht im Dunklen dank der ausladenden Leuchtmasse spektakulär zum Leben. So, wie die deutschen Autobahnen mit ihrer grenzenlosen Freiheit eine internationale Besonderheit markieren, ist die Nomos Glashütte ein Unikat in der Uhrenwelt. Keine Zweifel: Diese Designeruhr von Werner Aisslinger wird ihren Erfolgskurs noch viele Jahre fortsetzen.
Hublot Classic Fusion Orlinski Titanium White Alternative Pave 40 mm
Wie sieht eine Armbanduhr aus der Feder eines international renommierten Bildhauers und Pop-Art-Künstlers aus? Die Antwort liefert Hublot mit der Classic Fusion Orlinski Titanium White Alternative Pave 40 mm (Ref. 550.NS.2200.RW.1604.ORL20): Wie die berühmten Tierfiguren des Franzosen Richard Orlinski, fesselt uns auch seine Uhr mit kantiger Geometrie und wirkt wie ein riesiger, geschliffener Brillant. Keine fernliegende Assoziation: Das Titangehäuse ist mit 210 Brillanten besetzt, die Lünette mit zusätzlich 54 der kostbaren Edelsteine. Unterm Strich resultieren rund 1,6 Karat, die ein vergleichsweise schlichtes Zifferblatt in poliertem Weiß umgeben. Dieselbe Zeitlosigkeit übernimmt das weiße Kautschukband, sodass der gesamte Fokus des Betrachters auf die Skulptur von Uhrengehäuse gerichtet ist, die Orlinski mit dieser Designuhr ans Handgelenk bringt. Irgendwo zwischen Vintage und Neofuturismus ist die Ästhetik der tickenden Kunstwerke angesiedelt und spricht vor allem Besitzer an, die ihre Armbanduhr nicht in permanenter Zurückhaltung verschleiern möchten.
Hublot Big Bang Sang Bleu II
Gleiches gilt für die Designuhren der Hublot Big Band Sang Bleu II Linie (Ref. 418.CX.1107.RX.MXM22), die das geometrische Spiel noch bulliger und imposanter vollführen. Designer ist dieses Mal nicht Orlinski, sondern der schweizerische Tattoo-Künstler Maxime Plescia-Büchi, dessen Londoner Tätowierstudio Sang Bleu als Namensgeber für die limitierte Kollektion fungierte. Aus schwarzer Keramik gefertigt, besitzt das hier gezeigte Modell eine mysteriöse, ja fast schon einschüchternde Wirkung auf den Betrachter und zeichnet sich im Zifferblatt durch puren Futurismus aus. Nachdem man die Zeiger identifiziert hat, eröffnen sich Einblicke ins Automatikwerk HUB1240 UNICO mit 72 Stunden Gangreserve. Gepaart mit gigantischen 45 Millimetern Durchmesser, machen ihre ästhetischen Details die Hublot Big Bang Sang Bleu II zum Hingucker schlechthin und dürften für Uhrenliebhaber mit Sinn für Zurückhaltung nur von äußerst beschränktem Interesse sein. Nichtsdestotrotz ist der Bolide ein Monument im Universum der Designuhren und zeigt, welche Bereicherung prominente Künstler für die Uhrenwelt sein können.