« Wir erklären Ausbildung und Werdegang »
Eines Tages einmal selbst Uhrendesigner werden – nur wenige Ziele sind für junge Uhrenbegeisterte so erstrebenswert. Doch bis die eigenen Kreationen tausendfach in den Boutiquen der Innenstädte ausliegen, vergehen Jahre intensiver Schulung – sei es im Studium oder während der Ausbildung. Sicher ist: Es gibt nicht den einen, richtigen Weg zum Ziel. Einige Möglichkeiten aber sind besonders zielführend und versprechen gute Chancen auf den Traumberuf.
Was von einem Designer erwartet wird
Wie bei jedem anderen Ausbildungsweg, ist eine Einschätzung der persönlichen Qualifikationen sehr hilfreich, bevor die Entscheidung für einen konkreten Studiengang oder Ausbildungsplatz fällt. Im Falle des Designers gehen die Anforderungen, unabhängig von der Spezialisierung, deutlich über die Fähigkeit des guten Zeichnens hinaus. Mathematische Fähigkeiten, insbesondere die Kenntnis geometrischer Zusammenhänge, stellen dabei ein wichtiges Fundament dar. Denn sobald es zur Umsetzung eines Entwurfs kommt, stellen Berechnungen die notwendige Grundlage für exaktes Arbeiten dar.
Darüber hinaus werden Designer im späteren Beruf tagtäglich mit CAD-Software in Berührung kommen, mit deren Hilfe zwei- und dreidimensionale Modelle, beispielsweise einer Uhr, realisiert werden. Ein grundsätzliches Interesse an Informationstechnik sowie die Bereitschaft, auch über mehrere Stunden am Bildschirm zu arbeiten, sind also elementar. Wichtig zu verstehen ist, dass der Designer den gesamten Produktentwicklungsprozess überblicken muss und eben nicht nur zeichnet und den Rest anderen Abteilungen überlässt. Wirtschaftliche Kenntnisse bezüglich der Kosten von Produktion, Material und Entwicklung gehören also ebenfalls zum Handwerkszeug, um später erfolgreich zu sein.
Uhren gestalten als Produkt- oder Industriedesigner
Zur Erlangung dieser Skills sind Studiengänge des Produkt- oder Industriedesigns hervorragend geeignet. Beide Möglichkeiten sind sich thematisch sehr ähnlich und werden an vielerlei Standorten angeboten: Während Produktdesigner beispielsweise in Berlin, Hannover oder Weimar fündig werden, kann Industriedesign an den Hochschulen in Osnabrück, Darmstadt und Halle, aber auch in einigen weiteren Städten studiert werden. Viele Studiengänge gehen in späteren Semestern mit der Fokussierung auf bestimmte Schwerpunkte einher, sodass angehende Uhrendesigner mit dem Bereich Schmuckdesign gut beraten sind.
Deutlich zu unterscheiden sind die Tätigkeiten von Uhrmacher und -designer: Während ein Uhrmacher auf den Bau von Zeitanzeigern spezialisiert ist und neben den Kenntnissen über die Funktionsweisen der Komponenten auch ein Höchstmaß handwerklichen Könnens benötigt, stehen beim Designer Gestaltung und Entwicklung im Vordergrund. Dennoch kann ein Uhrendesigner seinen Beruf nicht ausüben, ohne ebenfalls mit dem Innenleben der Meisterstücke vertraut zu sein – diese werden beim gewöhnlichen Ausbildungsweg zum Produkt- oder Industriedesigner aber nicht vermittelt. Sinnvoll ist es daher, zusätzlich die Praxis in Form einer Ausbildung zu gewinnen – beispielsweise bei einem Uhrmacherbetrieb oder Juwelier.
Es gibt aber auch den direkten Weg – die Abkürzung führt uns direkt nach Genf, ins Herz der Uhrenindustrie.
Der Studiengang Uhrendesign – es gibt ihn wirklich
Genauer gesagt an die Geneva School of Art and Design (HEAD – Genève). Um das Auswahlverfahren erfolgreich zu durchlaufen, müssen angehende Designer eine Mappe mit kreativen Arbeiten einreichen und ein Bewerbungsgespräch mit der Aufnahmekommission meistern. Nach einem Jahr des Studiums in Schmuck- und Accessoires-Design erfolgt dann endlich die Spezialisierung auf Uhren am “Chair in Watch Design”. Inhaltlich gibt es eine erstaunliche Bandbreite: Sowohl beim Bachelor- als auch beim Masterstudiengang stehen neben den klassischen Feldern von Zeichnen bis Programmieren auch die Geschichte des Uhrenbaus, Marketing und kreative Projekte in Zusammenarbeit mit etablierten Uhrenmarken auf dem Programm.
Insbesondere der letzte Punkt bietet dem angehenden Uhrendesigner einen erheblichen Vorteil gegenüber einem gewöhnlichen Studium, das für breiter aufgestellte Produktdesigner konzipiert ist. Statt nur für sich zu arbeiten, bekommt man hier die Chance, schon während des Ausbildungsweges mit den Herstellern zu kooperieren – nicht selten sind es Entwürfe von Studenten, die es bereits nach wenigen Monaten in die prunkvollen Schaufenster der Boutiquen schaffen. Die eigene Uhr noch während des Studiums im Geschäft zu sehen – eine bessere Förderung und einen direkteren Weg zum Traumberuf gibt es nicht.
Zudem gibt es keinen Ort, der für den Karrierestart als Uhrendesigner besser geeignet ist als Genf: Rolex, Patek Philippe und Chopard – nur einige der Marken, deren Zentralen sich in der Heimat des Uhrenbaus befinden.
Ein Berufsbild mit Zukunft
Nach Abschluss der Ausbildung folgt ein Werdegang, der zu individuell ist, um ihn allgemeingültig beschreiben zu können – Stellenausschreibungen für Uhrendesigner sind wohl eher selten anzutreffen, nicht zuletzt wegen der Begehrtheit und begrenzten Anzahl benötigter Fachkräfte.
Berufsanfänger können davon ausgehen, dass nach ähnlichen Kriterien wie schon zuvor beim Studium selektiert wird: In erster Linie zählen natürlich Know-how und Kreativität, aber auch technische Begabungen und die berühmten “Soft Skills” fließen in die Entscheidung mit ein. Fand zuvor schon eine Kooperation im Rahmen des Studiums statt, ist diese oftmals ein wichtiges Karrieresprungbrett.
Ausbildung zum Traumberuf lohnenswert
Zukunftsträchtig ist der Traumberuf allemal: Nach der Quarzkrise seit Jahrzehnten im Aufschwung, ist die Uhrenindustrie heute erfolgreicher denn je. Vor allem aber die Vielfalt ist beeindruckend: Klassische Golduhren, Smartwatches und moderne Fliegeruhren sind nur einige der Werke, die die Kreativität und den Einfallsreichtum der Designer von heute zur Schau stellen.
Daher steht es außer Frage, dass auch zukünftig talentierte Kräfte zur Aufrechterhaltung und Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte benötigt werden. Die Zukunft in einem der wohl schönsten Berufe der Welt gestalten – der anspruchsvolle Weg zum Uhrendesigner ist definitiv einer, der sich lohnt.