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Große Fliegeruhren, legendäre Diver und robuste Mechanik: Wie kein anderes Jahrzehnt markierten die Fünfziger den Übergang von der alten zur neuen Uhrenwelt. Rolex Explorer, Omega Seamaster 300, Breitling Superocean – die Liste der 50er-Jahre-Modelle ist lang und lebt heutzutage mit den Nachfolgern der Originalmodelle weiter. Wir stellen einige der markantesten Neuerscheinungen aus dem Jahrzehnt des Wirtschaftswunders vor und erklären, wie die Fünfziger ihren Weg an heutige Handgelenke gefunden haben.
Omega Seamaster der 50er Jahre
Obwohl die erste Seamaster bereits 1948 erschien, feierte der berühmte Diver aus Biel seinen großen Durchbruch erst 1957 mit der Seamaster 300. Ihre Kronendichtung und dreifache Dicke des Glases bescherten ihr eine revolutionäre Wasserdichtigkeit von über 200 Metern – größere Tiefen konnten die damaligen Testbedingungen nicht simulieren. Wer die Omega Seamaster der 50er Jahre heute erleben will, greift zu den Reproduktionen aus der 1957 Trilogy Kollektion:
2017 anlässlich des 60-jährigen Jubiläums von Speed-, Sea- und Railmaster lanciert, hält sie mit der Ref. 234.10.39.20.01.001 eine authentische Neuauflage der CK2913 von 1958 bereit. Typisch für Retro Uhren, erinnert der 39 Millimeter kompakte Diver mit Faux-Patina an frühere Zeiten und stellt seinem traditionellen Look das moderne Master Chronometer Kaliber 8806 gegenüber.
Von Bergen und Entdeckern: Rolex der 50er Jahre
Während die Seamaster für erdrückende Tiefen konstruiert wurde, erlangte die Rolex Explorer ihre Berühmtheit in schwindelerregenden Höhen. Genauer gesagt, auf 8.848 Metern: Als Edmund Hillary und Tenzing Norgay am 29. Mai 1953 die Erstbesteigung des Mount Everest gelingt, tragen sie eine Oyster Ref. 6150 (die damals noch nicht Explorer heißt) mit sich und meistern eine der schwierigsten Expeditionen der Nachkriegszeit.
Noch im selben Jahr lanciert Rolex mit der 6350 die erste offizielle Explorer. Während Originale der 50er heute schwer erhältlich sind, setzt die aktuelle Ref. 214270 seit 2016 das Erbe der Vintage Uhren fort und vereint sie im 39-mm-Gehäuse mit dem Kaliber 3132. Eine Re-Edition ist sie nicht, dafür aber ein würdiger Nachfolger im erschwinglicheren Spektrum der Schweizer Luxusmarke.
Wer eine legendäre Rolex der 50er Jahre besitzen und nicht das Budget für eine Submariner aufbringen möchte, sollte die Explorer unbedingt in Betracht ziehen.
Luftfahrt im Fokus: Berühmte Uhren der 50er von Breitling
Für Breitling waren die Fünfziger der Durchbruch in die moderne Ära der Unternehmensgeschichte. Denn nicht nur die erste Navitimer von 1952, sondern auch die Co-Pilot Ref. 765 AVI und weitere Pilotenmodelle verheirateten den Hersteller endgültig mit der Luftfahrt.
Die aktuelle Breitling Chronoliner (Ref. M2431013/BF02/256S/M20DSA.4) zählt zu jenen Heritage Uhren, die anstelle eines bestimmten Vorgängers die 50er und 60er als Ganzes ehren. Unverkennbar dank ihrer breiten Keramiklünette mit 24-Stunden-Skala, kann die GMT-Edition bis zu drei Zeitzonen darstellen und distanziert sich bewusst von typischen Retro Uhren. Moderne Leistungsstärke statt nostalgischer Akzente lautet hier das Motto.
Wer dagegen eine neue 50er-Jahre-Uhr mit fest definiertem Vorgänger bevorzugt, sollte die frisch lancierte Breitling Superocean Héritage ’57 in Betracht ziehen: Ihre konkave Lünette und übergroßen Indizes erinnern direkt an die erste Superocean von 1957, welche parallel zu den Fliegeruhren eine Erfolgsgeschichte im Taucherbereich startete.
Longines Heritage Twenty-Four Hours
Wie die Breitling Chronoliner, bezieht sich auch die Longines Heritage Twenty-Four Hours auf eine ganze Ära und zählt zu jenen Reproduktionen, die die Originale der 50er besonders authentisch imitieren. Laut Hersteller knüpft die Ref. L2.751.4.53.4 an eine im Longines-Museum in Saint-Imier ausgestellte Pilotenuhr aus den Fünfzigern an, was angesichts des funktionalen, mattschwarzen Zifferblatts mit 24-Stunden-Skala auch glaubwürdig erscheint.
Genauso gigantisch wie der Durchmesser von 47,5 Millimetern ist die Zwiebelkrone – ein Detail, das direkt an weitere Heritage Uhren aus Saint-Imier wie etwa die Weems Second-Setting Watch oder Lindbergh Hour Angle Watch erinnert. Letztere haben in den vergangenen Jahren wiederholt bewiesen, dass Longines neue Serien der 50er und früherer Jahrzehnte in konstant gelungener Weise herausbringt – von fragwürdigen Re-Editions keine Spur.
Junghans Meister Automatik – neue 50er-Jahre-Uhr aus Schramberg
Dass berühmte Uhren der 50er nicht aus der Schweiz kommen müssen, beweist Junghans mit seiner Meister Kollektion.
Bereits in den 1930ern lanciert und nach der hohen Qualität ihrer Werke benannt, feierte sie ihren Höhepunkt in der Nachkriegszeit mit dem Kaliber J82 und machte die Schwarzwälder Traditionsmarke zum drittgrößten Chronometerproduzenten der Welt.
Eine goldene Ära, die die kürzlich präsentierten Vintage Uhren der Junghans Meister Automatic Serie mit ihren minimalistischen Designs wiederbeleben. Details wie der schwarze Mittelstrich auf den spitzen Zeigern, hauchdünne Indizes und das gewölbte Zifferblatt der Re-Editions erinnern an das spätere Bauhaus-Design der Max Bill Uhren, während der Durchmesser von 38 Millimetern eine Rückkehr zu moderaten Dimensionen darstellt.
Gleichzeitig beweist die Meister Automatik, dass neue Serien der 50er keinen speziellen Vorläufer wie etwa die Breitling Superocean Héritage ’57 benötigen, solange originelle Designs und glaubwürdige Historien existieren.
Hommage an eine Sportwagenlegende – Scalfaro Rudolf Uhlenhaut Limited Edition
Das beste Beispiel dafür ist die Rudolf Uhlenhaut Limited Edition des jungen Herstellers Scalfaro. In Zusammenarbeit mit der Familie Rudolf Uhlenhauts entstanden, zelebriert sie den Schöpfer des legendären Mercedes 300SL Flügeltürers mit einem Gehäuse aus jenen Materialien, die auch beim 50er-Jahre-Sportwagen zum Einsatz kamen.
42 Millimeter groß und passenderweise auf 300 Stück beschränkt, verfügt die kantige Scalfaro Rudolf Uhlenhaut Limited Edition über eine Unterschrift Uhlenhauts an der Gehäuseseite und erinnert an charakteristische Fahrzeugmerkmale wie etwa die seitlichen Luftauslässe des Traumwagens.
Damit beweist die 2001 gegründete, im baden-württembergischen Neuhausen ansässige Luxusmarke, wie viel Kreativität originelle Vintage-Modelle bieten können und dass die Wiederbelebung berühmter 50er-Jahre-Uhren längst nicht die einzige Möglichkeit ist, den Flair dieses bedeutenden Jahrzehnts ans Handgelenk zu bringen.