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Ein Ewiger Kalender zählt neben dem Tourbillon und der Minutenrepetition zu den anspruchsvollsten Komplikationen mechanischer Uhren, die es überhaupt gibt. Das liegt vor allem daran, dass umso mehr Ausnahmen zu berücksichtigen und in entsprechende mechanische Lösungen zu “übersetzen” sind, je länger der Kalender ohne Korrektur funktionieren soll. Wir gehen der Frage nach, was es im Detail damit auf sich hat und werfen für unsere Leser einen Blick auf einige Ewige Kalender Uhren renommierter Luxusuhrenhersteller wie Breitling, Chopard oder Omega.
Ewige Kalender Uhr – praktische Ergänzung zur Zeitanzeige
Normalerweise ist die Aufgabenteilung zwischen Uhren und Kalendern klar: Während die einen die aktuelle Zeit in Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen, informieren die anderen über Jahr, Monat und Tag. In vielen Situationen ist es jedoch hilfreich, sich mit einem Blick auf das Zifferblatt nicht nur über die Uhrzeit, sondern auch über das Datum informieren zu können.
Aus diesem Grund zeigen zahlreiche Armbanduhren neben der Uhrzeit auch noch das jeweilige Tagesdatum an, entweder durch Ziffern, die in einem dafür vorgesehenen Fensterchen auf dem Zifferblatt erscheinen, oder mittels einer speziellen Datumsskala am Zifferblattrand beziehungsweise eines kleinen Hilfszifferblattes. Da im letzteren Fall ein zusätzlicher Zeiger benötigt wird, hat sich für diese Lösung die Bezeichnung Zeigerdatum eingebürgert.
Die Anzeige des Tagesdatums ist technisch relativ leicht zu realisieren und dürfte heute die wohl am häufigsten anzutreffende Komplikation bei mechanischen Armbanduhren, aber auch bei Quarzuhren sein. Dennoch zeigt sich bereits hier eine zentrale Herausforderung, die jede Kalenderfunktion einer mechanischen Uhr bewältigen muss.
Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten erschweren die technische Umsetzung
Diese Herausforderung ergibt sich daraus, dass der heute gebräuchliche Gregorianische Kalender eine Reihe von Ausnahmen und Unregelmäßigkeiten enthält, die eine fortlaufende Darstellung auf mechanischer Basis erschweren. Beim Tagesdatum stellt sich beispielsweise das Problem, dass einige Monate einunddreißig, andere hingegen nur dreißig Tage haben. Dazu kommt noch der Februar, der in gewöhnlichen Kalenderjahren 28 Tage, in Schaltjahren jedoch 29 Tage dauert. Insgesamt können also vier verschiedene Monatslängen vorkommen. Bei den meisten Uhren mit Tagesdatum wird das Problem einfach dadurch gelöst, dass die Datumsanzeige der Uhr zum Beginn eines neuen Monats von Hand neu gestellt wird. Dies gilt auch für sogenannte Triple-Date- oder Vollkalender-Uhren, die neben dem Tagesdatum noch Wochentag und Monat anzeigen.
Komfortabler und technisch eleganter ist es natürlich, wenn die Anzeige nach einmaligem Einstellen dauerhaft das richtige Datum anzeigt. Dies ist grundsätzlich möglich, aber technisch ungleich aufwendiger als eine monatlich von Hand zu korrigierende Anzeige. Noch komplizierter wird das Ganze, wenn zusätzlich noch Wochentag und Monat sowie gegebenenfalls noch das Jahr und die aktuelle Mondphase angezeigt werden sollen. Ist eine Uhr in der Lage, die entsprechenden Informationen über ein gesamtes Kalenderjahr hinweg ohne zwischenzeitliche Korrekturen anzuzeigen und muss jeweils erst Anfang März von Hand nachjustiert werden, spricht man von einem Jahreskalender. Arbeitet die Kalenderanzeige für einen gesamten Schaltjahreszyklus von vier Jahren ohne Korrekturbedarf und muss erst am 29. Februar des Schaltjahres neu gestellt werden, wird dies als Vierjahres- oder Halbewiger Kalender bezeichnet.
Um auch den 29. Februar korrekt anzeigen zu können, bedürfte es im Uhrwerk eines weiteren Rades, das sich innerhalb von vier Jahren lediglich einmal um seine eigene Achse dreht.
Uhren mit Ewigem Kalender – Meisterwerke des mechanischen Uhrenbaus
Wem das Stellen des Datums selbst im Vierjahresrhythmus zu aufwendig ist, der muss sich für eine Ewige Kalender Uhr entscheiden – oder ganz auf eine Datumsanzeige verzichten. Uhren mit Ewigem Kalender gelten in den Augen vieler Uhrenkenner als absolute Krönung der mechanischen Uhrenherstellung – und dies mit gutem Recht. Denn um dieser exklusiven Spitzenklasse zugerechnet zu werden, muss eine Uhr Tagesdatum, Wochentag und Monat nicht nur über mehr als einen Schaltjahreszyklus, sondern bis zum Jahr 2100 ohne zwischenzeitliche Korrektur richtig anzeigen können.
Wegen des hohen Fertigungsaufwandes, der dafür notwendig ist, zählen Uhren mit Ewigem Kalender nicht nur technisch, sondern auch preislich zur absoluten Spitzenklasse. Dies gilt umso mehr, wenn die Komplikation noch mit einer Anzeige des Kalenderjahres oder der Mondphase kombiniert wird. Eine deutlich preisgünstigere Möglichkeit ist eine elektronische Lösung. Dass es sich bei derartigen Uhren dennoch nicht um Billigware, sondern um hochwertige Produkte aus dem Luxussegment handelt, mögen an dieser Stelle zwei Beispiele von Breitling und Omega illustrieren.
Breitling Cockpit B50 und Omega Speedmaster Spacemaster – sportliche Luxus-Quarzuhren mit Ewigem Kalender
Der elektronische Multifunktionschronograph Breitling Cockpit B50 ist eine analoge Drei-Zeiger-Uhr mit einem elektronischen, thermokompensierten Quarzwerk, die zusätzlich mit digitalen Anzeigen in Form von beleuchteten LCD-Displays ausgestattet ist. Die speziell für die Bedürfnisse von Piloten konzipierte Uhr verfügt neben einer Chronographenfunktion über zahlreiche Zusatzfunktionen mit Aviatikbezug. Dazu gehören unter anderem die Messung von Flugzeiten ebenso wie eine zweite Zeitzone, ein elektronisches Tachometer, zwei Alarm-Wecker und ein Rückwärtszähler. Die Kalenderinformationen werden digital angezeigt und erfüllen die Anforderungen an einen Ewigen Kalender, wenngleich in diesem Fall nicht auf mechanischer Basis.
Omega hat mit der Speedmaster Spacemaster Z-33 ebenfalls eine Uhr im Sortiment, die neben der analogen Anzeige der Uhrzeit auf digitalen Displays noch weitere Informationen bietet. In diesem Fall sind das eine UTC-Anzeige sowie zwei Zeitzonen, die Chronographenfunktion, ein Countdown-Timer, eine Alarmfunktion – und der ewige Kalender. Optisch fällt das Modell durch den Kontrast zwischen dem hellen Titangehäuse und dem schwarzen LCD-Display des Zifferblattes auf, von dem sich wiederum die rot leuchtenden Ziffern und Buchstaben der digitalen Anzeigen abheben.
Chopard LUC Lunar One – mechanisches Meisterwerk mit Ewigem Kalender
Ein aktuelles Beispiel für klassische mechanische Uhren mit Ewigem Kalender stellte Chopard auf der Baselworld 2017 vor. Die Chopard LUC Lunar One – das Flaggschiff der Kollektion L.U.C. – wurde zu diesem Anlass in einer limitierten Sonderausführung aufgelegt. Die faszinierende Mechanik des Kalibers L.U.C. 96.13-L brachten die Uhrmacher dabei in einem Platingehäuse mit 43 Millimetern Durchmesser unter. Auf dem tiefblauen, mit Sonnenschliff versehenen Zifferblatt finden sich neben einem Großdatum bei der Zwölf drei Hilfszifferblätter in Tricompax-Anordnung. Diese informieren mittels spezieller Zeiger über Sekunden, Wochentag, Monat und Schaltjahr. Die Wochentagsanzeige wurde zudem mit einer Tag-Nacht-Anzeige kombiniert, während auf dem kleinen Sekundenzifferblatt noch die jeweilige Mondphase mit den Sternbildern der nördlichen Hemisphäre zu sehen ist.
Der besonders exklusive Charakter dieses Modells kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, dass es sich um eine der wenigen Uhren handelt, die neben einem Ewigen Kalender auch einen automatischen Aufzug besitzen. Dessen spektakulärer Mikrorotor ist aus massivem Gelbgold gefertigt und sorgt für bis zu 65 Stunden Gangreserve. Passend zum Blau des Zifferblatts wurde das auf 100 Exemplare limitierte Modell mit einem blauen Armband aus handgenähtem Alligatorleder mit Platinschließe ausgestattet. Neben den hier beispielhaft genannten Marken führt noch eine Reihe weiterer namhafter Luxusuhrenhersteller, darunter auch Glashütte Original und Frédérique Constant, Uhren mit Ewigem Kalender in ihrem Sortiment.
All jenen, die von mechanischen Lösungen für das Kalender-Problem fasziniert sind, aber keine fünfstelligen Beträge investieren wollen, seien als Alternative mechanische Luxusuhren mit Jahreskalender oder Vierjahreskalender empfohlen.