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Ein einprägsames Logo kann für den Markterfolg eines Produkts von besonderer Bedeutung sein. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um Produkte handelt, die mitunter vom Design geprägt sind. Kein Wunder, dass gerade auch Hersteller von besonders hochwertigen Uhren großen Wert auf ein markantes Markenzeichen legen. Denn was die Genauigkeit der Zeitangaben und somit den praktischen Nutzen einer Uhr angeht, ist für den Träger einer Armbanduhr praktisch kaum ein Unterschied zwischen verschiedenen Modellen aus dem Luxussegment feststellbar – ganz gleich, ob es sich nun um Breitling, Junghans, Longines, Omega oder Rolex handelt.
Rolex: die Krone auf dem Zifferblatt
Eines der weltweit bekanntesten Uhrenmarken-Logos dürfte die fünfzackige Krone auf dem Zifferblatt einer jeden Uhr von Rolex sein. Eine offizielle Erklärung des Herstellers zur Herkunft oder zur Bedeutung dieses Markenzeichens gibt es nicht. Vielmehr gibt sich das prestigereiche Unternehmen bei diesem Thema ebenso verschwiegen, wie man es von ihm auch in anderer Hinsicht – etwa bezüglich seiner Umsätze oder seiner produzierten Stückzahlen – kennt. Die verschiedenen Gerüchte und Geschichten, die dazu im Umlauf sind, werden von Rolex traditionell weder dementiert noch bestätigt. Bei der Wahl des Markennamens soll sich Firmengründer Hans Wilsdorf davon leiten gelassen haben, dass sich das seit 1908 als Marke geschützte Kunstwort Rolex in den unterschiedlichsten Sprachen leicht aussprechen lässt und annähernd gleich klingt. Zudem soll die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass es relativ kurz ist und sich somit problemlos auf jedem Zifferblatt platzieren lässt.
Die markante Krone erschien auf Rolexuhren allerdings siebzehn Jahre später zum ersten Mal – und selbst dann noch nicht durchgängig auf allen Produkten des Unternehmens. Der Grund dafür lag darin, dass es zu dieser Zeit erst allmählich üblich wurde, den Namen oder das Markenzeichen des Herstellers auf Uhren anzubringen. Zuvor hatte man meist ganz darauf verzichtet oder allenfalls den Namen des Händlers, aber nicht den des Herstellers genannt. Dass heute in der Regel der Herstellername auf dem Zifferblatt prangt, ist unter anderem auch den außerordentlich geschickten Marketingaktivitäten von Wilsdorf und einigen seiner Wettbewerber von anderen Uhrenmarken zu verdanken.
Ein – natürlich ebenfalls unbestätigtes – Gerücht besagt, dass die fünfzackige Krone als Symbol für die fünf Finger an der Hand des Uhrmachers oder für die fünf Buchstaben des Markennamens gewählt worden sei. Unbestritten ist immerhin, dass das Logo seit 1939 auf allen Zifferblättern der Marke Rolex zu sehen war und ist.
Longines: eine geflügelte Sanduhr als älteste geschützte Marke der Welt
Eine besonders interessante Geschichte unter den verschiedenen Markenzeichen kann Longines vorweisen, denn das Unternehmen aus Saint-Imier hält einen beachtlichen Rekord. Sein Logo ist heute die älteste in den Registern der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) verzeichnete Schutzmarke, die unverändert geblieben und nach wie vor aktiv ist. Die offizielle Eintragung des aus einer geflügelten Sanduhr sowie dem Namenszug bestehenden Markenzeichens erfolgte bereits im Jahr 1889 beim Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum (EIGE); vier Jahre später erweiterte man den Schutz der Marke auf internationaler Ebene.
Das 120-jährige Jubiläum der Markeneintragung im Jahr 2009 wurde von Longines gebührend gefeiert. Neben einer Ausstellung in der Cité du Temps in Genf sowie der Präsentation eines Buches zum Thema wurden auch zwei auf 120 Stück limitierte Uhrenserien aufgelegt, die den Namen Heritage Retrograde erhielten und eigens aus diesem Anlass hergestellt wurden. Der Markenname und das Logo gehen übrigens auf Ernest Francillon zurück, der 1867 eine Fabrik errichten ließ, um die bislang weit verstreut für sein Uhrenkontor tätigen Mitarbeiter an einem Ort zusammenführen zu können. Der Fabrikneubau bot ihnen nicht nur einen Arbeitsplatz im Kreise ihrer Kollegen, sondern vor allem auch Zugang zu neuartigen Technologien und Produktionsmitteln, die dort zum Einsatz kamen.
Den Namen der Fabrik, der sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem international bekannten Uhrenmarken-Namen entwickeln sollte, leitete Francillon von dem Flurnamen des neuen Fabrikstandorts ab: Les Longines bedeutete so viel wie “längliche Wiesen”. Zudem ergänzte er den Namen durch die Darstellung einer geflügelten Sanduhr, die ungeachtet kleinerer grafischer Modifikationen bis heute verwendet wird.
Breitling: Initiale mit Anker und Flügeln
Unter den besonders Luftfahrt-affinen Uhrenmarken zählt Breitling zweifellos zur Spitzengruppe. Fliegerchronographen für Piloten und Navigatoren – allen voran der berühmte Navitimer – haben entscheidend zum Aufstieg der Marke in die internationale Riege der Haute Horlogerie beigetragen. Das spiegelt sich auch in der Entstehungsgeschichte des Uhrenmarken-Logos wider, das im Laufe der Zeit einige Wandlungen durchlaufen hat. Der Firmenname ist zugleich der Familienname des Gründers. Léon Breitling hatte 1884 im schweizerischen Saint-Imier eine Uhrenwerkstatt eröffnet, die in den folgenden Jahrzehnten einen dynamischen Aufschwung erlebte.
Besonders erfolgreich war das Unternehmen bei der Weiterentwicklung der Drückertechnik für Chronographen und ab 1932 auch beim Bau von Bordchronographen für Flugzeuge, die beispielsweise von der Royal Air Force eingesetzt wurden. Seinerzeit trugen die Zifferblätter lediglich den Namensschriftzug “Breitling” sowie ein großes “B” als dessen Initiale.
Die beiden Flügel, die heute jede Armbanduhr des Herstellers zieren und das “B” seitlich einfassen, kamen erst in den 1950er Jahren dazu. Sie stammen ursprünglich aus dem Zeichen der Pilotenvereinigung AOPA, das Breitling einige Zeit lang auf seinen Uhren verwendete, um die enge Verbindung zur Fliegerei zu betonen. Später dienten zwei stilisierte Flugzeuge in Kombination mit dem Namen als Logo.
Das heutige Markenzeichen des Unternehmens, das neben dem Namensschriftzug, den beiden Flügeln und dem großen “B” auch einen Anker zeigt, wurde erst in den 1980er Jahren nach der Wiederbelebung der Marke durch Ernest Schneider eingeführt. Seit den 1990er Jahren erscheint das markante “B” mit dem Anker häufig auch auf dem zentralen Sekundenzeiger. Die seit 2003 bestehende Kooperation der Chronographenmanufaktur mit dem Autohersteller Bentley schlägt sich übrigens in einer zusätzlichen Erweiterung des Uhrenmarken-Logos um den Schriftzug “for Bentley” nieder.
Junghans: Stern mit Initiale
Ein wahrer Star unter den Uhrenmarken-Logos ist das Logo von Junghans – der berühmte Junghans-Stern. Das 1861 in Schramberg von Erhard und Franz Xaver Junghans gegründete Unternehmen konnte sich am Markt für hochwertige Uhren dank Innovationsgeist und ständigem Streben nach Präzision bis heute erfolgreich behaupten – auch neben der starken Schweizer Konkurrenz. 1903 war die Junghanssche Uhrenfabrik sogar die größte ihrer Art weltweit. Das bekannte Logo mit dem achtzackigen Stern existiert seit 1890. Ursprünglich leitet sich der Stern, der heute nur noch als solcher wahrgenommen wird und in Kombination mit der Initiale “J” erscheint, übrigens von einem Uhrenzahnrad ab.
Eine tragische Bedeutung erlangte das Markenzeichen übrigens im Jahr 1977: Damals hatten palästinensische Terroristen das Lufthansa-Flugzeug “Landshut” entführt und den Flugkapitän Jürgen Schumann ermordet. In der Folge musste Copilot Jürgen Vietor die Maschine fliegen, wobei einem der Terroristen dessen Uhr auffiel. Er deutete das Uhrenmarken-Logo – den Stern und das “J” – als Symbol für Israel und drohte erregt damit, auch Vietor zu erschießen. Dieser konnte die brisante Situation lediglich dadurch entschärfen, dass er seine eigene Uhr abnahm und auf dem Boden zertrat. Später erhielt er von Junghans als Geschenk eine neue, besonders wertvolle und vergoldete Uhr.
Omega: der Name ist zugleich das Logo
Das Omega als letzter Buchstabe des griechischen Alphabets steht für Perfektion und Vollendung. Insofern sprechen Name und Logo des nach diesem Buchstaben benannten Uhrenherstellers für sich selbst und dokumentieren dessen Qualitätsanspruch. Nachdem Louis Brandt 1848 in La Chaux-de-Fond sein ein sogenanntes Comptoir d’etablissage gegründet hatte, fertigte er dort zunächst silberne Präzisionstaschenuhren mit Schlüsselaufzug, die er europaweit vertrieb. Später führten seine Söhne Louis-Paul und César die Firma weiter und stellten immer größere Stückzahlen von Taschen- und Armbanduhren her.
1894 präsentierte ihre Manufaktur ein serienreifes 19-liniges Taschenuhrkaliber, das durch seine einfache, aber äußerst zuverlässige Konstruktion sowie durch die Austauschbarkeit aller Komponenten überzeugte. Es erhielt den Namen Omega, der im Frühjahr 1894 als Schutzmarke angemeldet wurde. Es handelte sich daher um die erste Uhrenmarke, deren Name sich von einem Kaliber ableitet. Seit 1982 firmiert das Unternehmen schlicht als “Omega SA”.