Eine hochwertige Uhr sollte in regelmäßigen Abständen einer Uhrenrevision unterzogen werden. Anderenfalls drohen Funktionsstörungen, Schäden und – vor allem bei hochwertigen Luxusuhren – empfindliche Wertverluste. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass dieses Risiko selbst von passionierten Uhrenliebhabern häufig unterschätzt wird. Warum eine solche Revision notwendig ist und was sie von einer Uhrenreparatur unterscheidet, erklärt dieser Beitrag.
Der TÜV für die Uhr
Dass ein Auto alle zwei Jahre zur sogenannten Hauptuntersuchung und zur Abgasuntersuchung beim TÜV oder einem anderen Prüfdienstleister muss, dürfte nahezu jedem bekannt sein. Wer als Fahrzeughalter dieser Verpflichtung nicht nachkommt, riskiert empfindliche Strafen und setzt darüber hinaus womöglich sich selbst und seine Umwelt unnötigen Gefahren aus. Wenn Sicherheitsmängel am Fahrzeug unentdeckt bleiben, kann dies schließlich zu Unfällen führen. Weniger bekannt ist allerdings, dass bei Zeitanzeigern ebenfalls regelmäßig eine sorgfältige technische Kontrolle durchgeführt werden sollte.
Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um eine hochwertige mechanische Luxusuhr handelt, deren Besitzer sie möglichst lange in gutem Zustand erhalten möchte. Verantwortlich für mögliche Wertverluste, die damit vermieden werden, sind eine nachlassende Wasserdichtheit, zunehmende Gangabweichungen oder der Ausfall von Komplikationen.
Warum ist eine Uhrenrevision notwendig?
Ein mechanischer Zeitmesser ist ein äußerst komplexer Apparat, der seine Arbeit kontinuierlich über sehr lange Zeiträume und mit höchster Präzision verrichten soll. Doch wenngleich die im Uhrwerk verbaute Technik auf ein langes, störungsfreies Funktionieren hin konzipiert ist, unterliegt sie doch einem laufenden Verschleiß wie jedes andere mechanische System auch.
Eine regelmäßige Wartung und Pflege sind deshalb unabdingbar, um etwaige Verschleißerscheinungen frühzeitig erkennen und beheben zu können.
Es sollte niemals soweit kommen, dass gravierende Schäden entstehen oder die präzisen Funktionen der Uhr nicht mehr gewährleistet sind. Die häufigsten Probleme, die durch regelmäßige Wartung beseitigt werden können, anderenfalls aber langfristig eine Gefahr für die Funktion darstellen, sind Verschmutzungen sowie der Verbrauch des Schmieröls bis hin zum völligen Austrocknen.
Ist der letztere Fall eingetreten, sprechen Uhrmacher davon, dass das Werk trocken läuft. Dies sollte unbedingt vermieden werden, weil sonst verschiedene Teile innerhalb des Uhrwerks aneinander schleifen. Besonders gefährdet sind dabei die Lager, an denen es durch das Trockenlaufen zu irreversiblen Schäden kommen kann.
Wann sollte eine Uhrenrevision durchgeführt werden?
Im Unterschied zu einem Auto sind die empfohlenen Zeitabstände, in denen eine Uhrenrevision erfolgen sollte, deutlich länger. Im Allgemeinen empfehlen Experten, bei einer hochwertigen mechanischen Uhr etwa alle fünf bis sieben Jahre eine Uhrenrevision durchführen zu lassen. In bestimmten Fällen, so etwa bei Taucheruhren, bei denen die Wasserdichtheit eine große Rolle spielt, können häufigere Revisionen notwendig sein, beispielsweise alle drei Jahre.
Woran ist zu erkennen, dass eine Überprüfung erfolgen sollte?
Beginnt die Uhr etwas langsamer zu gehen, oder bleibt sie gar stehen, obwohl sie zuvor voll aufgezogen worden ist, dann ist bereits Gefahr im Verzug und Ihr Masterpiece sollte umgehend zur Revision gegeben werden, um ernsthafte Schäden und eine unnötig teure Uhrenreparatur zu vermeiden. Idealerweise funktioniert Ihr Zeitanzeiger jedoch zum Zeitpunkt der Revision noch mit gewohnter Präzision und ohne irgendwelche Beanstandungen.
Dann kommt es auf einige Wochen früher oder später auch nicht an.
Wo wird eine Uhrenrevision durchgeführt?
Theoretisch kann jeder entsprechend qualifizierte Uhrmachermeister eine Uhrenrevision und gegebenenfalls auch eine Uhrenreparatur vornehmen. Hochwertige mechanische Uhren sollten zur Wartung und Pflege allerdings ausschließlich zu einem Konzessionär der jeweiligen Uhrenmarke gebracht werden. Dort kostet die Revision zwar häufig etwas mehr als bei einer anderen Uhrmacherwerkstatt, der Kunde kann sich jedoch darauf verlassen, dass der Uhrmacher, der die Revision durchführt, über besonders detaillierte Fachkenntnisse im Hinblick auf die Uhrenmarke und deren einzelne Uhrenmodelle verfügt.
Ein weiterer wichtiger Grund, die Uhrenrevision und eine möglicherweise erforderliche Uhrenreparatur nur einem Konzessionär anzuvertrauen, ist die Garantie. So können Garantieansprüche gegenüber dem Hersteller erlöschen, wenn die Uhr nicht fachgerecht behandelt oder in einer “fremden” Werkstatt überholt oder repariert wird.
Zu den Herstellern, die dieses Thema besonders ernst nehmen, zählt die Luxusuhrenmanufaktur Rolex. Dort wird in der Regel so verfahren, dass die Uhren nicht von den einzelnen Konzessionären gewartet, sondern ausnahmslos an die Unternehmenszentrale eingeschickt und dort vollständig überarbeitet werden. Auf diese Weise hat der Hersteller die maximale Kontrolle über die Qualität und Sorgfalt der ausgeführten Arbeiten und beugt zugleich der Verbreitung von gefälschten Teilen vor, die zwar billiger zu beschaffen, aber von schlechterer Qualität als Originalteile sind.
Wie geht eine Uhrenrevision vor sich?
Bei einer fachgerechten Überprüfung wird die Uhr stets vollständig in ihre Einzelteile zerlegt. Jedes Teil wird zunächst gereinigt und sorgfältig daraufhin geprüft, ob es Verschleißspuren aufweist. Ist ein bestimmtes Teil zu stark abgenutzt oder gar beschädigt, wird es ausgetauscht.
Der Arbeitsaufwand für eine Uhrenrevision variiert und ist in starkem Maße davon abhängig, wie viele Bauteile die Uhr enthält und mit welchen Komplikationen sie ausgestattet ist.
Es liegt auf der Hand, dass die Revision eines einfachen Zwei- oder Drei-Zeiger-Modells mit Handaufzug weniger Zeitaufwand erfordert als die Überprüfung eines Chronographen mit automatischem Aufzug, der womöglich noch mit einer aufwendigen Kalenderfunktion oder anderen Komplikationen ausgestattet ist. Beim Zusammensetzen der Uhr werden alle Lagerstellen neu mit verschiedenen Schmierstoffen geschmiert beziehungsweise geölt.
Eine fachgerechte Uhrenrevision bei einem renommierten Luxusuhrenhersteller schließt in der Regel auch das Entfernen von kleineren Kratzern am Gehäuse, an der Schließe und – sofern vorhanden – am Metallarmband durch Polieren ein. Zum Schluss erfolgen dann noch die Überprüfung und die Endkontrolle. In diesem Zusammenhang ist vor allem die Feinregulierung wichtig, die heute üblicherweise mithilfe elektronischer Messgeräte durchgeführt wird.
Bei Uhren, die als Chronometer zertifiziert sind, wie viele Omega Seamaster Uhren oder Breitling Navitimer etwa, wird die Ganggenauigkeit danach in mehreren verschiedenen Lagen kontrolliert, was mehrere Tage in Anspruch nimmt.
Die Wasserdichtheit – Gegenstand besonderer Prüfungen
Die Wasserdichtheit ist ein besonderes Qualitätsmerkmal vieler Luxusuhren und bei Taucheruhren eine unabdingbare Voraussetzung für deren Funktionieren. Daher ist bei den betreffenden Uhren eine Wasserdichtigkeitsprüfung regelmäßig Bestandteil einer Revision. Sie kann jedoch auch zwischenzeitlich – etwa nach einer Uhrenreparatur – notwendig werden.
Dabei wird die Uhr einem entsprechenden Prüfdruck ausgesetzt.
Zeigen sich bei der Prüfung Mängel im Hinblick auf die Wasserdichtheit, so werden möglicherweise durch Schäden oder Alterung des Materials unbrauchbar gewordene Dichtungen ausgetauscht und die Tests anschließend wiederholt.
Vor allem bei Taucheruhren, die regelmäßig im professionellen Bereich oder beim Sporttauchen eingesetzt werden, sollte die Prüfung der Wasserdichtheit unabhängig von einer eventuell notwendigen Revision in regelmäßigen, kürzeren Zeitabständen erfolgen. Wer seine Taucheruhr jedoch vorwiegend aus modischen oder ästhetischen Gründen trägt, aber nicht im Wasser verwendet, braucht dies natürlich nicht unbedingt zu tun.
Was kostet eine Uhrenrevision?
Die Kosten für eine detaillierte Überprüfung im Sinne der Hersteller sollten nicht unterschätzt werden. Sie können sich durchaus auf mehrere Hundert Euro belaufen.
Insbesondere bei mechanischen Luxusuhren mit zahlreichen Komplikationen und entsprechend vielen Bauteilen ist dies der Fall. Das sollte jedoch kein Grund sein, auf die regelmäßige Wartung und Pflege Ihrer Armbanduhr zu verzichten. Denn wird aufgrund unterbliebener Revisionen irgendwann eine Uhrenreparatur fällig, sind die dadurch entstehenden Kosten mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich höher.
Hinzu kommt, dass eine nicht regelmäßig überarbeitete Luxusuhr erheblich an Wert verliert, wenn sie ihre Funktionsfähigkeit einbüßt und auch äußerlich immer mehr Verschleißerscheinungen zeigt.