« Masterpieces aus dem Tal der Schweizer Luxusuhren »
Das Vallée de Joux ist ein Tal, das für Uhrenkenner eine ganz eigene Bedeutung hat. Sie denken dabei nicht in erster Linie an Skipisten oder Wanderwege, sondern an einen der Ursprungsorte der heute weltberühmten Schweizer Uhrenindustrie. Wer das Vallée de Joux besucht, findet dort touristische Highlights und beeindruckende Naturlandschaften ebenso wie bedeutende Denkmäler der Geschichte der Vallée de Joux Uhren.
Das Vallée de Joux im Schweizer Jura – ein abgeschlossenes Hochtal
An Tälern und Bergen herrscht in einem Alpenland wie der Schweiz wahrlich kein Mangel. Doch wer zum ersten Mal einen Eindruck von der Topographie des Vallée de Joux bekommt, mag sich mit Recht fragen, warum gerade hier zwei der traditionsreichsten und ältesten Schweizer Luxusuhren-Marken ihren Sitz haben. Denn während sich andere Industriestandorte durch eine verkehrsgünstige Lage und gute Erreichbarkeit auszeichnen, punktet das Vallée de Joux zweifellos mit landschaftlichen Reizen, liegt im Übrigen aber eher ein wenig abseits.
Der Kanton Waadt, auf dessen Territorium es sich befindet, gehört zwar zur Metropolregion Genf-Lausanne, doch zugleich ist das in rund 1.000 Metern Höhe im Schweizer Jura liegende Hochtal durch die umgebenden Berge völlig abgeschlossen. Seine erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Quelle aus dem Jahr 1334, in der von einem “valle lacus juriensis” die Rede ist. Diese Bezeichnung spielt darauf an, dass sich im nordöstlichen Teil des von der Orbe durchflossenen Tales die beiden Seen Lac de Joux und Lac Brenet befinden, von denen ersterer der größte See im gesamten Jura ist. Dass sich ein so großes Gewässer überhaupt in dieser Höhenlage bilden konnte, verdankt sich der Tatsache, dass einst der gesamte Boden des Tales durch eiszeitliche Juragletscher mit Lehmablagerungen überzogen und somit gewissermaßen abgedichtet worden war.
Insgesamt hat das Tal, das sich von Südwesten nach Nordosten erstreckt, eine Länge von etwa 20 Kilometern.
Während der breite, flache Talboden überwiegend einen bis maximal anderthalb Kilometer breit ist, beträgt die Breite des gesamten Talbeckens einschließlich der angrenzenden Hanglagen rund vier bis fünf Kilometer. Aufgrund seiner abgeschiedenen Lage wird vermutet, dass das Tal in früheren Jahrhunderten eine undurchdringliche Wildnis darstellte und wohl erst ab dem sechsten Jahrhundert von Menschen begangen wurde. Bis zum neunten Jahrhundert dürfte es jedoch kaum zu einer nennenswerten Besiedelung gekommen sein. Größere Rodungen erfolgten erst durch die Mönche einer Prämonstratenserabtei, die 1126 am östlichen Ufer des Lac de Joux gegründet wurde.
Landwirtschaft prägt das Tal für Jahrhunderte
Wegen seiner Höhenlage herrscht im Vallée de Joux ein vergleichsweise raues Klima, und der Lac de Joux friert trotz seiner Größe relativ schnell zu. Am 31. Januar 1888 registrierte man im Tal eine Temperatur von minus 41 Grad Celsius. Die mittlere Niederschlagsmenge ist jedoch geringer als auf den Höhenzügen, die das Tal umgeben. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse betrieben die Einwohner des Tales seit jeher extensive Landwirtschaft, widmeten sich zudem aber auch dem Fischfang.
Auf der Suche nach weiteren Verdienstmöglichkeiten begann im 15. Jahrhundert die Bewirtschaftung der ausgedehnten Wälder und im folgenden Jahrhundert setzten regelmäßige Holzexporte aus dem Tal ein. In der Folge wurden Schmieden und Hammerwerke sowie Sägewerke gegründet. Ein weiterer Wirtschaftszweig war das Brennen von Holzkohle, vor allem in Les Charbonnières, dessen Ortsname noch immer daran erinnert.
Erste Vallée de Joux Uhren kommen auf den Markt
Industrielle Aktivitäten im Vallée de Joux fokussierten sich zunächst vor allem auf die Produktion von Holzgefäßen und die Metallverarbeitung. Im 18. Jahrhundert kam dann jener Industriezweig hinzu, der den Namen des einst unbekannten und abgelegenen Tales in aller Welt bekanntmachen sollte: die Schweizer Uhrenindustrie. Wie an anderen Schweizer Standorten auch, stand dabei anfangs die Heimarbeit im Mittelpunkt, die vor allem von den Bauern der Region während der Wintermonate verrichtet wurde, um sich zusätzliche Verdienstmöglichkeiten zu erschließen.
Erst später wurden im Vallée de Joux mehrere Uhrenfabriken gegründet.
Seither ist das Tal aus der Reihe jener Standorte, an denen Schweizer Luxusuhren produziert werden, nicht mehr wegzudenken. Mikrotechnik und Feinmechanik sind bis in die Gegenwart die prägenden Branchen für die lokale Wirtschaftsstruktur, denn neben Uhrenherstellern finden sich hier auch hochspezialisierte Zulieferer für die Uhrenindustrie sowie Betriebe aus dem Bereich der Edelsteinverarbeitung. Zu den großen Namen der Schweizer Luxusuhren-Industrie, denen der gute Ruf der Vallée-de-Joux-Uhren bis heute zu verdanken ist und die mit dem Tal in einer besonderen Beziehung stehen, zählen vor allem Breguet, Audemars Piguet und Jaeger-LeCoultre. Auch der Name Blancpain wird in diesem Zusammenhang häufig genannt, denn der Standort dieser Uhrenmanufaktur liegt ebenfalls in dieser Region.
Breguet und Blancpain – zwei der ältesten Schweizer Luxusuhren-Manufakturen
Die Namen Breguet und Blancpain sind historisch interessierten Uhrenkennern nicht nur wegen ihrer exklusiven Uhrenkollektionen vertraut, sondern stehen auch für zwei der ältesten Marken in diesem Bereich – und für einige der exklusivsten Masterpieces der Schweizer Luxusuhren-Industrie. Die heute zur Swatch Group gehörende Manufaktur Blancpain wurde 1735 gegründet und ging bereits ab 1815 zu ersten Ansätzen einer Serienproduktion über. 1926 machte Blancpain international Furore, als das Unternehmen gemeinsam mit John Harwood die weltweit erste Armbanduhr mit einem automatischen Aufzug präsentierte. Bis heute rühmt sich die Manufaktur, niemals Quarzuhren produziert zu haben.
Dies ist auch für die Zukunft nicht beabsichtigt. Zu Blancpains bekanntesten Uhrenmodellen gehört zweifellos die legendäre Taucheruhr Fifty Fathoms. Das Modell Blancpain 1735 gilt außerdem als eine der kompliziertesten Armbanduhren, die jemals auf der Welt hergestellt worden sind. Sie verfügt unter anderem über Automatikaufzug, Tourbillon, Minutenrepetition sowie einen Schleppzeiger-Chronographen und einen ewigen Kalender. Sie wird lediglich in 30 Exemplaren hergestellt, wobei die Jahresproduktion bei nur einem einzigen Stück liegt.
Die Marke Breguet ist heute in L’Abbaye ansässig und gehört ebenfalls zur Swatch Group, hatte aber lange Zeit ihren Sitz in Paris. Gegründet wurde sie 1775 durch den Uhrmacher Abraham Louis Breguet, der schon früh mit automatischen Aufzugsmechanismen, Taschenuhren mit integrierter Tonfeder sowie dem “pare-chute” als einem Vorläufer heutiger Stoßsicherungen, die Aufmerksamkeit der Branche weckte. Uhrengeschichte schrieb Breguet nicht zuletzt mit der Erfindung des Tourbillons und dem Bau der ersten Armbanduhr der Welt Anfang des 19. Jahrhunderts. Heute sind Breguets Produkte selbst innerhalb des Luxussegments in der Spitzenklasse angesiedelt und werden oftmals zu sechsstelligen Preisen verkauft. Darunter befinden sich so exklusive Modelle wie die Classique, deren Mondphasenkalender für 1.050 Jahre zuverlässig den jeweiligen Stand des Erdtrabanten anzeigt.
Lohnendes Ziel für einen Uhren-Urlaub
Seit den 1970er Jahren gewann das Vallée de Joux auch als Touristenziel immer mehr an Bedeutung. Es bietet exzellente Möglichkeiten für diverse Sommer- und Wintersportarten und lädt zum Wassersport ebenso ein wie zu ausgedehnten Wanderungen auf den umliegenden Jurahöhen. Im Winter ist die Region vor allem bei Skilangläufern beliebt.
Und wer sich für Uhren interessiert, sollte es nicht versäumen, seinen Urlaub in diesem faszinierenden Tal mit einem Besuch des Uhrenmuseums “Espace horloger” in Le Sentier zu verbinden.
Dort finden sich zahlreiche interessante Exemplare von Vallée de Joux Uhren von verschiedenen Marken aus dem Tal, darunter auch einige mit exklusiven Komplikationen, die zu den Spitzenleistungen Schweizer Uhrmacherkunst zählen.