« Auf Tauchgang mit einer Luxusuhr? »
Auf nahezu allen hochwertigen Armbanduhren findet sich heute ein Hinweis zu deren Wasserdichtigkeit. Doch was bedeutet dieser in der Praxis wirklich? Ist es wirklich problemlos möglich, mit einer Luxusuhr von Breitling, Chopard, Omega, Rolex oder einer anderen renommierten Marke im Meerwasser zu schnorcheln oder zu tauchen? Uhrenliebhaber sollten die entsprechenden Angaben richtig zu deuten wissen, damit sie ihre Armbanduhren nicht irrtümlich Belastungen aussetzen, für die sie nicht geschaffen sind.
Was bedeutet “wasserdicht” bei Armbanduhren eigentlich?
Wasserdicht sind Materialien, Bauteile, Geräte oder andere Produkte dann, wenn sie aufgrund bestimmter Eigenschaften das Eindringen von Wasser ausreichend verhindern. Vollständige Wasserdichtigkeit ist zwar möglich, lässt sich aber technisch nur mit einem relativ hohen Aufwand erreichen und wäre deshalb in den meisten Fällen unwirtschaftlich.
Bei Uhren und ähnlichen technischen Geräten hängt es in erster Linie von der Bauweise ab, inwieweit sie gegen das Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit geschützt sind.
So sind die typischerweise für den Bau von Uhren verwendeten Materialien wie Edelstahl, Glas oder Gold an sich wasserdicht, doch die Stellen, an denen die einzelnen Bauteile des Gehäuses miteinander verbunden sind, müssen gegen eindringendes Wasser abgedichtet werden, wenn die Uhr insgesamt wasserdicht sein soll.
Da eine höhere Wasserdichtigkeit mit höheren Herstellungskosten verbunden ist und zudem einen zusätzlichen Wartungsaufwand erfordert, wird die Wasserdichtigkeit von Armbanduhren ihrem Verwendungszweck angepasst. Dabei gilt, dass eine hohe Wasserdichtigkeit zwar ein besonderes Qualitätsmerkmal von Armbanduhren ist, Wasserdichtigkeit und Wert einer Uhr sich aber keineswegs proportional zueinander verhalten müssen. Vielmehr ist es gar nicht erforderlich, dass eine besonders hochwertige Dresswatch mit Goldgehäuse und anspruchsvollen Komplikationen, die in der Regel nur zu besonderen Gelegenheiten getragen wird, im selben Maße wasserdicht ausgestattet ist, wie beispielsweise eine sportliche Luxusuhr, die es ihrem Träger erlauben soll, sie auch beim Schwimmen oder Tauchen nicht abzulegen.
Letztere wird jedoch wiederum teurer sein als ein Schwestermodell mit einer – bei sonst annährend gleichen Leistungsmerkmalen und Materialeigenschaften – geringeren Wasserdichtigkeit.
Wasserdichtigkeit wird zum Verkaufsargument in der Uhrenwerbung
Einen Meilenstein in puncto Wasserdichtigkeit als Verkaufsargument hat zweifellos Rolex-Gründer Hans Wilsdorf gesetzt, als er der Schwimmerin Mercedes Gleitze, die am 7. Oktober 1927 den Ärmelkanal durchschwimmen wollte, eine “Oyster” mit auf den Weg durch die Fluten gab. Gleitzes Kanaldurchquerung scheiterte zwar letztlich knapp an den schlechten Witterungsverhältnissen an diesem Tag, ihre Rolex hatte den stundenlagen Aufenthalt im Meerwasser jedoch problemlos überstanden und funktionierte danach ebenso zuverlässig wie zuvor. Wenige Wochen später schaltete Wilsdorf erste große Werbeanzeigen, die diese Tatsache in den Vordergrund rückten und erheblich zum Aufstieg seiner Marke beitrugen.
Heute sind viele Luxusuhren und Modelle mittlerer Preisklassen wasserdicht. Insbesondere bei Armbanduhren aus Serien mit betont sportlichem Charakter sowie solchen, die explizit als Taucheruhren vermarktet werden, ist die Wasserdichtigkeit neben der Ganggenauigkeit und der Robustheit eines der wichtigsten Produktmerkmale.
Spritzwassergeschützt oder zum Tauchen geeignet?
Wer wissen möchte, was er seiner Uhr wirklich zumuten darf, sollte sich die Angaben für die Wasserdichtigkeit sehr genau ansehen. Allerdings werden für die entsprechenden Informationen auf den Uhren teilweise unterschiedliche Maßeinheiten verwendet. Dabei gilt die Faustregel, dass die in Bar oder Atmosphären (atm) – zwei physikalischen Einheiten für den Druck – angegebenen Zahlenwerte einander ungefähr entsprechen, während bei den Angaben in Metern jeweils eine Null anzuhängen ist, um eine annähernd gleiche Widerstandsfähigkeit gegen eindringendes Wasser auszudrücken.
Ein Bar entspricht somit ungefähr einer Atmosphäre und zugleich in etwa dem Luftdruck auf der Erdoberfläche beziehungsweise dem Überdruck des Wassers in einer Tiefe von zehn Metern. Offiziell sollten eigentlich nur noch Angaben in Bar erfolgen, doch finden sich aus traditionellen Gründen insbesondere auf vielen Luxusuhren nach wie vor Angaben in Atmosphären beziehungsweise in Metern.
Vorsicht bei Meterangaben
Bei Angaben in Metern ist besondere Vorsicht geboten, um diese nicht falsch zu interpretieren. Denn Uhren mit einer Dichtigkeitsangabe von 50 Metern wie zum Beispiel die Chopard Grand Prix de Monaco Historique oder die Chopard Mille Miglia GMT Chrono dürfen keineswegs zum Tauchen in dieser Tiefe verwendet werden. Vielmehr müssen diese Uhren zwar beim Händewaschen oder bei einer kurzen Dusche nicht unbedingt abgenommen werden, sollten aber bereits beim Schwimmen lieber an Land bleiben.
Das liegt daran, dass der beim Baden, Schwimmen oder Tauchen tatsächlich auf die Uhr wirkende Druck in vielen Situationen deutlich höher ist als derjenige, der einer Wassersäule von 50 Metern entspräche. Grund dafür sind Druckspitzen, die bei Bewegungen im Wasser oder durch einen auftreffenden Wasserstrahl entstehen können. Uhren mit einer Dichtigkeitsangabe von 3 Bar oder 3 atm bzw. 30 Metern gelten als spritzwassergeschützt, aber nicht als wasserdicht im eigentlichen Sinne. Dies trifft erst ab 5 Bar beziehungsweise 50 Metern zu. Für das Schwimmen oder Schnorcheln muss die Uhr jedoch mindestens einen Wasserdruck von 10 Bar bzw. 100 Metern Wassersäule aushalten können.
Dies ist beispielsweise bei einer Tag Heuer Grand Carrera Automatik, einer Oyster Perpetual von Rolex oder einer Breitling Cockpit B50 der Fall.
Echte Taucheruhren
Nur Armbanduhren, die mindestens bis zu einem Druck von 20 Bar geprüft wurden, sind als Taucheruhren geeignet und können beim Freitauchen in geringen Tiefen ohne Risiko mitgeführt werden. Neben Modellen, die explizit als Taucheruhr konzipiert und vermarktet werden, fallen jedoch auch einige andere Luxusuhren wie die Chronomat 44 GMT von Breitling oder Modelle der Serie Formula 1 von TAG Heuer in diese Dichtigkeitskategorie.
Modelle der Extreme
Wer besonders häufig schwimmt und taucht oder beim Tauchen gerne in größere Tiefen vorstoßen möchte, muss eine noch stärker gegen Wasser abgedichtete Uhr wählen.
So gibt es beispielsweise in den Serien Aquaracer von TAG Heuer, Aquis von Oris oder Seamaster von Omega eine Reihe von Uhren, die einem Prüfdruck von bis zu 30 Bar beziehungsweise 300 Metern oder 1.000 Fuß widerstehen.
Omega, Rolex und einige weitere Hersteller von Luxusuhren haben zudem Modelle mit einer noch deutlich darüber hinausgehenden Wasserdichtigkeit im Angebot.
Zugegeben, die meisten besonders wasserdichten Uhren müssen ihre Widerstandsfähigkeit in der täglichen Praxis nur selten unter Beweis stellen. Ihre ursprüngliche Aufgabe wird heute zum größten Teil durch eigens dafür konzipierte Tauchcomputer übernommen. Doch für zahlreiche tauchende Uhrenfans ist es ein beruhigendes Gefühl, auf ihren Tauchgängen eine mechanische Taucheruhr als Backup-Instrument bei sich zu haben.
Dazu kommt der Imagefaktor, denn eine Taucheruhr ist nicht zuletzt ein von vielen Männern geschätztes Accessoire, das für Sportlichkeit und Abenteuerlust steht. Einige Taucheruhrenklassiker werden daher inzwischen durchaus auch zum Business-Outfit getragen.
Regelmäßige Wartung und Prüfung der Wasserdichtigkeit notwendig
Keine Uhr bleibt auf Dauer unverändert wasserdicht. Der durch den täglichen Gebrauch bedingte Verschleiß sowie die Materialalterung führen dazu, dass die eingebauten Dichtungselemente den an sie gestellten Anforderungen nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr gerecht werden. Wasserdichte Uhren sollten deshalb jeweils nach ein bis zwei Jahren gewartet und erneut auf Dichtigkeit geprüft werden.
Besondere Vorsicht ist beim Gebrauch in Salzwasser geboten. Da dieses vergleichsweise aggressiv ist, Gummidichtungen beschädigen und Korrosion fördern kann, empfiehlt es sich, Uhren nach jedem Meerwasser-Kontakt grundsätzlich mit Süßwasser abzuspülen.