Funktionaler Klassiker, mutiger Ausreißer oder elegante Schönheit: Der Charakter jedes Zeitanzeigers ist untrennbar mit der Gestaltung seines Zifferblatts verbunden. Kein anderes Merkmal vermittelt mehr Emotionen, keine andere Stelle entscheidet so stark über Gefallen oder Nichtgefallen wie das ästhetische Zentrum der Uhr. Wir haben einen näheren Blick auf die berühmtesten Zifferblätter der Moderne geworfen und präsentieren Ihnen 10 Designs aus 5 Kategorien, die Sie unbedingt kennen sollten.
Von den Wolken bis zum Meeresgrund: Funktionale Legenden
Ein Design, viele Varianten: Seit 1952 ist die Breitling Navitimer der zweifelsfreie König unter den Fliegeruhren. Bis zur heutigen Breitling Navitimer 1 Kollektion nahezu unverändert, basiert ihr legendärer Wiedererkennungswert größtenteils auf der funktionalen Gestaltung des Zifferblatts: Während der äußere Rechenschieber für zahlreiche Kalkulationen wie etwa die Berechnung von Durchschnittsgeschwindigkeiten dient, entsteht der optische Reiz durch farblich kontrastierte Totalisatoren und die typisch feine Strukturierung der Skalen. Mehr Wiedererkennungswert geht nicht.
Oder vielleicht doch? Ein starker Konkurrent um diesen Titel wäre sicherlich die Rolex Submariner. Anders als die Navitimer, braucht die wohl berühmteste Taucheruhr aller Zeiten keine Hilfszifferblätter oder aufwendigen Skalen, um zu beeindrucken:
Fette Indizes, breite Zeiger und eine Datumsanzeige mit Lupe im Falle der Submariner Date sind alle Zutaten für ein imposantes Zifferblatt.
Bei so viel Simplizität verwundert es kaum, dass die Rolex Submariner seit ihrer Erscheinung im Jahr 1953 unzählige Male nachgeahmt wurde – in allen Preisklassen finden sich neben gelungenen auch blamable Kopien des Originals. Heute ist die Nachfrage nach der “echten” Submariner höher als jemals zuvor, sodass Wartezeiten von zwei oder mehr Jahren für den rund 8.000 Euro teuren Diver keine Seltenheit sind.
Selbstbewusste Charaktere mit Ecken und Kanten
Mit der einfachen Philosophie ihres Zifferblatt-Designs steht die Genfer Taucheruhr aber längst nicht allein. Auch die Tag Heuer Monaco beweist, dass große Ikonen der Uhrenwelt oftmals sehr simple Rezepte verfolgen. “Kantig bis ins letzte Detail” – nach diesem Motto wurde der quadratische Klassiker 1969 entworfen und erfreut sich bis heute einer festen Fangemeinde. Egal ob als Automatik-Chronograph Calibre 11 oder als Damenuhr mit Quarzwerk – wer sich bewusst vom Massengeschmack abheben will, trifft mit der Monaco eine exzellente Wahl. Vor allem das Zifferblatt der Referenz CAW211R.FC640, eine Hommage an den berühmten Erdölkonzern Gulf, setzt mit seinen markanten Streifen ein individuelles Statement.
Stichwort Individualität: Nur wenige Hersteller setzen dieses Prinzip so konsequent in die Tat um wie Hublot. Besonders auffällig sind die rechteckig-gewölbten Zifferblätter der Hublot Spirit of Big Bang Kollektion, wobei “Zifferblätter” angesichts der Skelettierung ein relativer Begriff ist. So stellen die Luxusuhren auf der Frontseite nahezu ihre gesamte Mechanik zur Schau, die bei manchen Editionen auch seltene Komplikationen wie etwa Tourbillons oder Mondphasen einschließt.
Kombiniert mit exotischen Gehäusen aus Saphirglas oder Carbon, erzielt die Spirit of Big Bang auf diese Weise eine extravagante Ausstrahlung sondergleichen – ob man es mag oder nicht.
Auffällig: Wilde Abenteuer fürs Handgelenk
Doch die Ausgefallenheit der kantigen Hublot lässt sich noch steigern. Wie das funktionieren soll, zeigt uns der innovative Newcomer Sevenfriday aus Zürich. Inspiriert von industriellen Elementen, setzen die Zifferblatt-Designs aller Kollektionen auf maximale Ungewöhnlichkeit. Das Prinzip von versteckten Zeigern, sichtbaren Teilen des Uhrwerks und dezentralen Anzeigen geht sogar so weit, dass die Zifferblätter manchmal gar nicht als solche zu erkennen sind.
Sowohl die Q- als auch die S-Series der Marke liefern anschauliche Beispiele für den durchgedrehten, aber in jedem Fall unverwechselbaren Stil Sevenfridays. Ein Design, dass keinem Liebhaber der extravaganten Schule entgehen sollte.
Aber was passiert, wenn man noch einen Schritt weitergeht und gänzlich auf Zeiger und Zifferblätter verzichtet? Klingt unmöglich, ist im Falle der Ulysee Nardin Freak X aber tatsächlich Realität:
So verfügt der rund 30.000 Euro teure Zeitanzeiger über ein weltweit einzigartiges Flugkarussell-Uhrwerk, dessen eigene Komponenten zur Darstellung der Uhrzeit dienen. Ein Konzept, das mit den herkömmlichen Vorstellungen eines Zifferblatts vollständig bricht und seinen Platz in unserer Liste mehr als verdient hat.
Asymmetrische Schönheit im Luxussegment
Nun aber zurück zur Normalität. Im Falle der Glashütte Original PanoGraph ist dieser Begriff allerdings mit höchster Vorsicht zu genießen: Zwar kann der sächsische Chronograph im Gegensatz zur exotischen Ulysee Nardin mit echten Zeigern und einem klassischen Zifferblatt punkten, doch der Rest ist pure Emotion. Das harmonische Verschmelzen der Anzeigen, der ästhetische Aufbau nach dem goldenen Schnitt der Mathematik und das markentypische Panoramadatum als Krönung – selten war der Anblick eines Zeitanzeigers so stimmig und beeindruckend. Gewöhnliche Totalisatoren besitzt die PanoGraph nicht, dafür umso schickere Varianten in halbkreisförmiger Anordnung. So muss wahre Schönheit am Handgelenk aussehen.
Auch die Breguet Tradition beweist, dass dezentrale Zifferblatt-Designs einen unwiderstehlichen Reiz besitzen.
Vollständig skelettiert und wahlweise mit Komplikationen wie einer retrograden Sekunde oder GMT-Funktion erhältlich, vereint sie den klassischen Fokus des prestigeträchtigen Herstellers mit einer außergewöhnlichen Note.
Wer eine ausgesprochene Begeisterung für handgefertigte Mechanik besitzt und eine völlig neue Erfahrung am Handgelenk sucht, könnte die erforderlichen 20.000 Euro wohl kaum besser investieren.
Unser Finale: Legendäre Klassiker für die Ewigkeit
Starke Auftritte, kantige Designs und wilde Exoten – die Welt der Zifferblätter ist genauso vielfältig wie die Horologie selbst. Aber was ist eigentlich die Essenz eines schönen Zifferblatts? So unterschiedlich die Geschmäcker auch sind: Die meisten Enthusiasten sind sich einig, dass zeitlose Dresswatches zu den atemberaubendsten Kreationen der Uhrenwelt zählen.
Kreationen wie die Junghans Max Bill: Ihr konsequenter Bauhausstil, gezeichnet durch puren Minimalismus und hauchdünne Indizes, hat seine kontinuierliche Modernität seit den Sechzigern nicht abgelegt. Eine Harmonie, die keine Moden kennt und in jeder Preisklasse begeistern kann.
So auch in der höchsten, wie die Patek Philippe Calatrava unter Beweis stellt. Keine Hilfszifferblätter, kein Datum, keine Schnörkeleien – nur das eigene Handgelenk und eine herausragende Ikone der Luxusklasse.
Seit Generationen gilt die Schweizer Kollektion als Inbegriff der perfekten Dresswatch, als ultimativer Ausdruck von Understatement und horologischer Handwerkskunst. Und das alles mit einem weißen, einfachen Zifferblatt wie bei der Referenz 5196J. Manchmal sind die simpelsten Lösungen eben die besten.